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Keine ausländischen Neukunden: Sozialministerin Barley kritisiert Essener Tafel

Keine ausländischen Neukunden: Sozialministerin Barley kritisiert Essener Tafel

Keine ausländischen Neukunden: Sozialministerin Barley kritisiert Essener Tafel

Familienministerin Katarina Barley (SPD)
Familienministerin Katarina Barley (SPD)
Familienministerin Katarina Barley (SPD): „Bedürftigkeit muß das Maas sein, nicht der Paß“ Foto: dpa
Keine ausländischen Neukunden
 

Sozialministerin Barley kritisiert Essener Tafel

Der Aufnahmestopp für Einwanderer an der Essener Tafel hat eine bundesweite Debatte ausgelöst. Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) kritisierte die Entscheidung der Tafel scharf: „Eine Gruppe pauschal auszuschließen, paßt nicht zu den Grundwerten einer solidarischen Gemeinschaft“, sagte sie am Freitag. „Bedürftigkeit muß das Maß sein, nicht der Paß.“ Sahra Wagenknecht dagegen äußerte Kritik an der Bundesregierung.
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ESSEN. Der Aufnahmestopp für Einwanderer an der Essener Tafel hat eine bundesweite Debatte ausgelöst. Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) kritisierte die Entscheidung der Tafel scharf: „Eine Gruppe pauschal auszuschließen, paßt nicht zu den Grundwerten einer solidarischen Gemeinschaft“, sagte sie am Freitag. „Bedürftigkeit muß das Maß sein, nicht der Paß.“

Auch der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) äußerte sich ähnlich. „Nächstenliebe und Barmherzigkeit kennen keine Staatsangehörigkeiten“, mahnte er. Es müßten andere Kriterien gefunden werden, den großen Andrang zu bewältigen.

Wagenknecht kritisiert Bundesregierung

Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, warnte vor Verteilungskämpfen in Deutschland. Die Bundesregierung habe 2015 entschieden, „sehr viel Menschen aufzunehmen, und sie hat sich in keiner Weise darum gekümmert, wie die Folgen jetzt so zu gestalten sind, dass sie nicht zulasten der Ärmsten gehen und der Ärmeren“. Sie fände es besser, „statt dass jetzt auch vonseiten der Bundesregierung die Essener Tafel gescholten wird, dass man vielleicht mal darüber nachdenkt, warum so viele Rentnerinnen und Rentner heute bei der Tafel essen müssen“, sagte sie am Samstag dem Deutschlandfunk.

„Ausgabestellen der Tafel in anderen Städten zeigen, dass man mit der Situation auch anders umgehen kann“, erklärte der Bonner Grünen-Bundestagsabgeordnete Michael Kurth der Rheinischen Post. Gleichzeitig kritisierte er die angeblich unzureichenden finanziellen Hilfen, die der Staat für Hartz-IV-Empfänger und Asylbewerber zur Verfügung stelle.

Tafel-Bundesvorsitzender zeigt Verständnis für Essen

Zuvor hatte der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, die Entscheidung verteidigt. Er halte den Beschluß noch immer für richtig, versicherte Sator dem Onlineportal t-online. „Im Moment macht mir Berlin die Hölle heiß, der Bundesverband. Ich soll das zurücknehmen, wegen der Sponsoren und so. Die können mich mal gern haben. Das ist ein Vorstandsbeschluß aus dem Dezember, nachdem wir lange Monate drüber geredet haben.“

Er sei ein Realist, betonte der 61jährige. „Ich streichele die Sache nicht gesund.“ Niemand hätte gesagt „Ausländer raus“, sondern „wir haben gesagt, wir haben keine weiteren Plätze im Moment für Ausländer. Im Moment, nur im Moment“.

Anschließend zeigte auch der Bundesvorsitzende der Tafel, Jochen Brühl, Verständnis für die Entscheidung der Essener Tafel, nur noch Deutsche als Neukunden anzunehmen. Der Schritt der Essener Kollegen sei „nicht der richtige Weg“, er erfolge aber vielleicht aus Hilflosigkeit und Überforderung, sagte Brühl im ARD-„Morgenmagazin“.

Er wolle dem Essener Ortsverein als Vorsitzender des Bundesverbandes keine Vorschriften machen. Eine Ansage nach dem Motto „so und so muß es sein“ halte er für falsch. „Dennoch steht die Not der Menschen im Vordergrund, auf keinen Fall die Herkunft“.

Hintergrund der Debatte ist die Entscheidung der Essener Tafel, nur noch Deutsche als Neukunden aufzunehmen. Da Asylbewerber und Zuwanderer zwischenzeitlich 75 Prozent der Besucher ausmachten, habe sich der Verein zu diesem Schritt entschlossen, hatte Sartor die Maßnahme begründet. „Wir wollen, daß auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt.“ In den vergangenen zwei Jahren seien die älteren Tafel-Nutzerinnen und alleinerziehenden Mütter einem schleichenden Verdrängungsprozeß zum Opfer gefallen. (ls)

Familienministerin Katarina Barley (SPD): „Bedürftigkeit muß das Maas sein, nicht der Paß“ Foto: dpa
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