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Kommentar zu Trump: Der Anti-Achtundsechziger

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Donald Trump herzt die amerikanische Flagge Foto: picture allianca/dpa
Kommentar zu Trump
 

Der Anti-Achtundsechziger

Trump hat gute Chancen, als Liquidator des Achtundsechziger-Erbes in die Geschichte einzugehen. Nicht umsonst sträubt sich die gefeierte, verwöhnte Medienelite mit Haut und Haaren gegen den neuen Mann. Trump wird ihnen zeigen, wo der Maurer das Loch gelassen hat. Ein Kommentar von Thomas Fasbender.
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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Stunden vor der Anlobung von Donald Trump als nächstem US-Präsidenten steht fest, daß zwei Berufsgruppen ihn ganz besonders hassen: Journalisten und Pop-Artisten. Eigentlich verwunderlich, erscheint Trump mit seinen gefühlten zwei Dutzend Twitter-Tweets täglich doch geradezu als Lichtgestalt des Medienzeitalters. Mit 70! Trotzdem hassen sie ihn, und das mit gutem Grund.

Trump ist der erste Staatschef der westlichen Welt, der mit dem Schlachtermesser in der Hand den heiligen Kühen der permissiven Gesellschaft zu Leibe rückt. Permissiv, das kommt von Lateinisch permittere: zulassen, erlauben. Es ist die Gesellschaft, in der alles möglich ist, Spaß, bunt, tolerant, gleichgültig – anything goes. Die Gesellschaft, in der wir leben.

Viele haben sie schon zum Teufel gewünscht, allen voran die traditionellen Konservativen. Doch der traditionelle Konservatismus ist ein toter Hund. Trump hingegen ist ein quicklebendiges Kind der Jetztzeit, ganz ungeachtet seines Alters. Allein die Frisur. Und Melanias unmögliche Möbel. Donald Trump und Cindy aus Marzahn sind Seelenverwandte, beide unvorstellbar ohne die permissive Gesellschaft.

Die permissive Revolution frißt ihre Kinder

Daß er Milliardär ist, macht keinen Unterschied (Cindy hat auch nicht schlecht Kasse gemacht bei dem ganzen Rummel). Vor allem aber sind sie die Antwort auf all die Lady Gagas & Co mit ihrer platten TV-Ethik: „Was immer ich an revolutionärem Potential habe, möchte ich dazu nutzen, um die Welt zu verbessern.“ Vor 200 Jahren gab es dafür das schöne Wort Aftermoral.

Auch die permissive Revolution frißt ihre Kinder, und die sind jetzt dran. Trump hat gute Chancen, als Liquidator des Achtundsechziger-Erbes in die Geschichte einzugehen. Nicht umsonst sträubt sich die gefeierte, verwöhnte Medienelite mit Haut und Haaren gegen den neuen Mann. Trump wird ihnen zeigen, wo der Maurer das Loch gelassen hat.

Ob er damit durchkommt? Noch blasen sie die Backen auf. Zwei Tage vor seiner Inauguration schickte Kyle Pope, Chefredakteur der Columbia Journaism Review, ihm „im Namen der US-Presse“ einen geharnischten offenen Brief: „Wir entscheiden, wieviel Raum wir Ihren Sprechern einräumen. Wir bestimmen die Spielregeln.“

Der Kampf ist unausweichlich

Wenigstens ist damit die Wahrheit an den Tag gebracht. „Wir bestimmen die Spielregeln“ – das gilt auch für Deutschland. Längst ist die vierte Macht die erste Macht. Das behagt längst nicht allen Wählern. Stellvertretend für sie nimmt Donald Trump den Fehdehandschuh auf. Über 40 Millionen Follower hat sein Twitter Account. Wie viele Abonnenten hat die New York Times?

Der Kampf ist unausweichlich. Die Institutionen des anything goes, die Nutznießer von Kiss bis Shakira, formieren ihre Phalanx. Dahinter erwarten die Journalisten mit spitzer Feder den Feind. Kein Promi hat sich herabgelassen, zu Trumps Inauguration die Nationalhymne zu singen. Nun hat das blonde Wunderkind Jackie Evancho, 2010 Star einer Castingshow, die Rolle übernommen.

Höhnisch klingt das Gelächter in den Redaktionen von New York bis Berlin, doch aus Sicht eines einfachen Amerikaners könnte die Entscheidung genau die richtige sein. Die 16jährige Jackie sieht aus wie der fleischgewordene Traum der flyover states – der Staaten zwischen Kalifornien und New York City. Ein Intellektueller, der auf sich hält, nimmt sie allenfalls aus dem Flugzeug wahr. Es sind die flyover states, denen Donald Trump seinen Wahlsieg verdankt.

Donald Trump herzt die amerikanische Flagge Foto: picture allianca/dpa
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