ERFURT. Die Bundeswehr hat unhaltbare Zustände in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Erfurt beklagt. Es komme zu sexuellen Belästigungen und werde auf den Boden uriniert, heißt es in einem als „Verschlußsache“ eingestuften internen Schreiben des Leitenden Sanitätsoffiziers des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt.
Darin gibt der Mediziner den Bericht eines Gesundheitsaufsehers der Bundeswehr wieder. Wörtlich heißt es: „Die Hallen werden 2-mal am Tag gereinigt. Trotzdem ist der Reinigungszustand der Böden aus meiner Sicht nicht in Ordnung, da immer wieder Müll auf den Fußboden geworfen wird. Das Urinieren in irgendwelchen Ecken ist Routine. In den Unterkunftsbereichen werden alleinstehende Frauen von anderen männlichen Personen aus anderen Ländern anuriniert, auch wenn die Frauen schlafen. Sexuelle Belästigungen sind an der Tagesordnung.“
Bundeswehr bestätigt Schreiben
Die Bundeswehr bestätigte auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT die Echtheit des Dokuments. „Das Schreiben gibt es“, sagte der Leiter des Informationsstabes des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, Oberstleutnant Ingo Kunze. Derzeit prüfe man, wer genau die Zustände geschildert habe.
„Sollte es in der Einrichtung zu diesen Mißständen gekommen sein, liegt dies allerdings im Verantwortungsbereich des Betreibers und nicht der Bundeswehr“, betonte Kunze. Die Bundeswehr unterstützt die Betreiber der Asyl-Unterkunft bei der medizinischen Versorgung.
Landesverwaltungsamt sind Vorfälle nicht bekannt
Beim Thüringer Landesverwaltungsamt, das für die Erstaufnahmeeinrichtung in Erfurt zuständig ist, zeigte man sich überrascht von den Vorwürfen. „Uns sind solche Vorfälle bislang nicht bekannt“, sagte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage der JF. Vor Ort kümmere sich allerdings das Deutsche Rote Kreuz um die Asylsuchenden. „Die betreiben die Einrichtung“, ergänzte die Sprecherin.
Die Messehalle war vor gut zwei Wochen zur Erstaufnahmeeinrichtung umfunktioniert worden. Derzeit sind dort laut Thüringer Landesverwaltungsamt 760 Asylsuchende untergebracht. „Das ist aber nur vorrübergehend, weil die Messe die Halle ja auch wieder braucht“, hieß es seitens der Behörde. (krk)