Staatsdemos sind immer eine eher peinliche Angelegenheit. Wenn die Herrschenden ein Freiheitsrecht der Bürger kapern, ist in der Regel etwas faul. Unter den ärgerlichen Politiker- und Funktionärskundgebungen der letzten Tage und Wochen war die vom „Zentralrat der Muslime“ initiierte „Mahnwache“ am Brandenburger Tor eine der unnötigsten.
Eine ganze Kohorte von Politikern, die sonst sofort „Mißbrauch“ schreien, wenn oppositionelle Pegida-Bürger ihre Meinung zum Islam-Terror in Paris sagen, gibt sich also als Staffage her, wenn Aiman Mazyek, umtriebiger und von Medien und Politik hofierter Chef eines sich großspurig „Zentralrat“ nennenden muslimischen Kleinverbands, eben diese Terroranschläge zur Selbstinszenierung mißbraucht.
Die Teilnehmerzahl bleibt mager
Alle waren sie dabei, die „Spitzen der deutschen Verfassungsorgane“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung): Der Bundespräsident predigte salbungsvoll, Berlins Regierender Bürgermeister drosch Phrasen, Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche und des Zentralrats der Juden auch, Bundestagspräsident, Kanzlerin, Vizekanzler und auch Ex-Bundespräsident Christian „Der Islam gehört zu Deutschland“ Wulff, bei dem Angela Merkel sich neuerdings die Stichworte leiht, standen daneben.
Bei diesem Aufgebot ist die Teilnehmerzahl von offenbar großzügig gerechneten offiziell 10.000 Mahnwächtern – manche Stimmen sprechen auch nur von einigen tausend – reichlich mager. Vor allem wohlgesinnte Deutsche waren brav zur verordneten Toleranzkundgebung angetreten. Von hunderttausenden Berliner Muslimen schaute kaum einer vorbei, obwohl auch andere islamische Verbandsvertreter auf der Bühne standen – „mehr Minister als Moslems“, spottet sogar der Stern über die „Luxuskundgebung der gutmeinenden Elite“.
Islamfunktionäre haben an einer Auseinandersetzung kein Interesse
Man kann es im Grunde auch niemand verübeln, wenn er sich nicht zur Teilnahme an solch einer Selbstdarstellungsveranstaltung nötigen läßt, die unter Federführung des Bundesinnenministeriums zur Staatsdemo umfunktioniert wurde. An der ernsthaften Auseinandersetzung mit Extremismus und Radikalisierung in den eigenen Reihen haben Mazyek und die Islamverbände erkennbar kein Interesse; darüber auch nur zu sprechen haben sie ja schon in der letzten Runde der „Islamkonferenz“ vehement und mit Erfolg verweigert.
Aiman Mazyek nutzt die Gunst der Stunde, um die Aufwertung der Islamverbände zur quasi-staatlichen Institution mit möglichst umfangreichen Sonderrechten und Privilegien, die er auch in der „Islamkonferenz“ erfolgreich betreibt, weiter voranzubringen. Der Politik fällt nichts Besseres ein, als ihm diesen Wunsch zu erfüllen und seine Losung nachzubeten, der Islam-Terror habe nichts mit dem Islam zu tun, um die Risiken und Nebenwirkungen ihrer eigenen Einwanderungspolitik zuzukleistern, die den Nährboden für hausgemachten Islam-Extremismus selbst bereitet hat.
Politiker, die ihren Demonstrationstrieb nicht zügeln können, sind allerdings kaum weniger beunruhigend als ehrgeizige und machtbesessene Islam-Funktionäre.