BERLIN. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat Verständnis für die Kritik am Bildungsplan 2015 der grün-roten Landesregierung Baden-Württembergs geäußert. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte der SPD-Politiker, er könne verstehen, daß der Bildungsplan Ängste hervorrufe.
In dem Entwurf sei sehr viel von „Akzeptanz und Information über lesbische, schwule, transgender und intersexuelle Menschen“ die Rede, aber „fast nichts von der stinknormalen gewöhnlichen Ehe und ihrem Wert für Mensch und Gesellschaft“.
„Respekt vor anderen Überzeugungen“
Dieser Umstand erzeuge offensichtlich „erhebliche Ängste“. Der Entwurf sei „in dieser Hinsicht einseitig“. Würde die Ehe in Bildungseinrichtungen die gleiche Chance bekommen wie Homosexualität „wäre eine ruhigere Debatte möglich, die ich für notwendig halte“.
Hart ging Thierse mit Aktivisten der Homo-Lobby ins Gericht. „Ängste überwindet man nicht durch Beschimpfungen. Das ist auch eine Form von Intoleranz“, sagte er. Toleranz sei „die Verbindung davon, daß man für die eigenen Überzeugungen eintritt, sie auch vertritt und das verbindet mit dem Respekt vor anderen Überzeugungen, anderen Einstellungen, anderen Positionen.“ Die Diskussion über das Thema Homosexualität müsse erlaubt sein „ohne sich wechselseitig ständig Diskriminierung, Vorurteile, Phobien aller Art vorzuwerfen.“ (tb)