BERLIN. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat der Europäischen Kommission vorgeworfen, mit ihren Plänen die deutsche Berufsausbildung zu gefährden. „Die EU-Kommission arbeitet intensiv daran, bewährte und notwendige Qualifikationsanforderungen abzuschaffen“, kritisierte Verbandspräsident Hans Peter Wollseifer gegenüber der Welt. Dadurch könnten aber in Deutschland „gewachsene Ausbildungs- und Qualitätsstandards“ zerstört werden.
Hintergrund sind Pläne der EU-Kommission zur „Erleichterung des Berufszugangs“, um die „Mobilität qualifizierter Fachkräfte“ innerhalb der EU zu erhöhen und „Wettbewerbsverzerrungen“ zu vermeiden. Zu diesem Zweck sollen EU-Mitgliedsstaaten bis Ende Februar eine Liste ihrer reglementierten Berufe nach Brüssel melden. In einem zweiten Schritt sollen die Zulassungsbeschränkungen von den einzelnen Staaten überprüft, gegebenenfalls aufgehoben oder deren Beibehaltung begründet werden.
Mitgliedsstaaten drohen empfindliche Geldstrafen
Anschließend sollen alle 28 Mitgliedsstaaten sich gegenseitig bewerten und bis April 2015 beziehungsweise Januar 2016 in „nationalen Aktionsplänen“ darlegen, inwieweit sie reglementierte Berufe öffnen oder Zulassungsbeschränkungen ganz abschaffen werden. Sind der EU-Kommission die Änderungen nicht weitreichend genug, drohen ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof und empfindliche Strafzahlungen. Damit werde man „die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen der freien Berufe erleichtern“, heißt es seitens der Kommission.
Der Dachverband der deutschen Handwerkskammern sieht dadurch aber die Gefahr, „daß der deutsche Meisterbrief und die duale Ausbildung im Handwerk auf Druck aus Europa ausgehöhlt werden“. Der beste Garant für Mobilität sei dagegen eine gute Ausbildung. „Es kann nicht sein, daß die hochwertige duale Ausbildung in Deutschland einerseits in ganz Europa gelobt wird und andererseits in Kauf genommen wird, daß ihre Standards nach unten nivelliert werden.“ (FA)