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Irak: Entsetzen über Vertreibung der letzten Christen aus Mossul

Irak: Entsetzen über Vertreibung der letzten Christen aus Mossul

Irak: Entsetzen über Vertreibung der letzten Christen aus Mossul

Isis-Anhänger in Mossul
Isis-Anhänger in Mossul
Isis-Anhänger in Mossul: Kurden halten islamistischen Vormarsch auf Foto: picture alliance/AP Photo
Irak
 

Entsetzen über Vertreibung der letzten Christen aus Mossul

Die letzten Christen sind am Wochenende aus der nordirakischen Stadt Mossul geflohen. Damit reagierte die fast 2.000 Jahre alte christliche Gemeinde auf ein Ultimatum der islamistischen Isis-Truppen, entweder die Millionenmetropole zu verlassen oder zum Islam zu konvertieren.
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MOSSUL. Die letzten Christen sind am Wochenende aus der nordirakischen Stadt Mossul geflohen. Damit reagierte die fast 2.000 Jahre alte christliche Gemeinde auf ein Ultimatum der islamistischen Isis-Truppen, entweder die Millionenmetropole zu verlassen oder zum Islam zu konvertieren.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Philipp Mißfelder (CDU), zeigte sich entsetzt über das Vorgehen der radikalen Sunniten. „Die Isis-Truppen sind fest entschlossen, alle Minderheiten, die sich unter ihrer Kontrolle befinden, zu vertreiben oder zu vernichten. Die Regierung in Bagdad ist hilflos“, warnte Mißfelder.

Kurdistan soll gestärkt werden

Angesichts dieser Tatsache sei es nötig, die autonome Region Kurdistan im Irak stärker zu unterstützten. Derzeit sei dies der einzige Teil des Landes, in dem Christen noch Zuflucht fänden, betonte Mißfelder. Den kurdischen Peschmerga-Milizen war es zuletzt gelungen, den Vorstoß der gut ausgerüsteten Isis-Truppen zu stoppen. Insgesamt haben sich mehrere Hunderttausend Personen vor den Islamisten nach Kurdistan geflüchtet.

Der Bürgermeister der kurdischen Metropole Erbil, Nihad Qoja, hatte deswegen gegenüber der JUNGEN FREIHEIT eine Abspaltung Kurdistans von der Zentralregierung in Bagdad nicht ausgeschlossen. „Der Irak wird in drei Teile zerfallen: einen kurdischen im Norden, einen sunnitischen im Westen und einen schiitischen im Süden“, sagte er der JF.

Kreuze zerstört und Häuser markiert

Auch die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ zeigte sich entsetzt über die Vertreibung der Christen. „Es ist ein Desaster und kommt einer ethnischen Säuberung gleich“, sagte ein Sprecher der evangelischen Nachrichtenagentur idea. So hätten die flüchtenden Christen nichts mitnehmen können außer ihrer Kleidung am Leib. Häuser von Christen seien markiert, Kreuze von Gebäuden entfernt und Kirchen zerstört worden. Auch der Sitz der syrisch-katholischen Kirche in Mossul sei niedergebrannt worden.

Die Zahl der Christen im Irak nimmt seit dem Ende der Herrschaft von Saddam Hussein beständig ab. Lebten im Jahr 2000 noch knapp 1,5 Millionen von ihnen im Land, sind es heute nur noch etwa 200.000. (ho)

Isis-Anhänger in Mossul: Kurden halten islamistischen Vormarsch auf Foto: picture alliance/AP Photo
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