(2) Das meine ich garnicht polemisch und gänzlich moralfrei: die Aufgabe des Kaufmannes war es nie, Politik zu machen, sondern die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen sicherzustellen, und den Anreiz dafür dies zu tun, bot und bietet die Möglichkeit des pekuniären Gewinns.

Dies bedarf indes bestimmter Rahmenbedingungen, und bietet ein Staat oder eine Regierung sie, werden sie auch genutzt. Moralische Bedenken und politische Überzeugungen finden sich eher selten, und dann nur bei erfolgreichen Einzelunternehmern, die es sich leisten können; bei komplexen Konzernen sind sie praktisch ausgeschlossen!

Ein Beispiel wären die ALDI-Brüder, nicht unbedingt für moralisch begründeten politischen Widerstand, aber für grundsätzliche Staatsferne: sie lebten (übrigens persönlich sehr bescheiden) nach der Devise Heraklits: "Lebe im Verborgenen!" Sie traten nie öffentlich auf, lehnten Bankkredite und Mitgliedschaft in Wirtschaftsverbänden ebenso ab wie Kontakte zu Politikern, weigerten sich z.B. zusammen mit einem Bundeskanzler fotographiert zu werden, bzw. diesen überhaupt zu treffen, wiesen angebotene Auszeichnungen einschl. Bundesverdienstkreuz zurück, usw.

(4) Professor Messerschmitt hielt sogar Unmengen von Material und Technik zurück, bzw. verheimlichte sie gegenüber dem Reichsluftzeugmeister Milch, – wovon er sich einen Vorsprung vor Konkurrenten in der zivilen Luftfahrt n a c h dem Krieg versprach. Also ein eindeutiger Fall von schwerstem Kriegs- und Landesverrats!

Nach dem Krieg diente er sich dann den Siegermächten und später auch der Adenauer-Regierung an. Das Unternehmen blieb erfolgreich in verschiedenen Kooperationen wie MBB (Messerschmitt-Bölkow-Blohm) bis zum schließlichen Aufgehen in Airbus-Industries.

Übrigens hatten Privatunternehmer schon in der römischen Antike einen schlechten Ruf: sie galten grundsätzlich als opportunistische, eigennützige und hinterlistige Lügner und Betrüger. Demensprechend war ja auch Merkur der Gott der Kaufleute, Betrüger und Diebe! Cicero nahm nur Großhändler von der moralischen Verdammung aus, weil sie für die Versorgung Roms unabdingbar wären.

Und heute braucht man nur einen Versandhauskatalog zur Hand zu nehmen, um von der Illusion geheilt zu werden, daß die Wirtschaft ein Verbündeter, etwa gegen die systematische Überfremdung sein könnte.

(6) Aktuell gilt das auch für die "AfD", und die "Neue Soziale Marktwirtschaft", der sie nahesteht und aus der sie personell hervorgegangen sein dürfte!

Man muß sich im klaren darüber sein, daß solche Kreise zwar hier und da dieselben Übel zu beklagen scheinen, wie der ernsthaft am Zustand seines Vaterlandes verzweifelnde Patriot, – sie in Wirklichkeit jedoch ausschließlich egoistischen Interessen folgen. Wenn sie etwas im Staate stört, so darf man davon ausgehen, daß es etwas ist, das in erster Linie ihrer persönlichen Wohlstandswahrung und ihrem elitären gesellschaftlichen Status im Wege stehen könnte. Andererseits werden sie niemals als erneuernde politische Kraft erfolgreich sein, weil sie der breiten Masse der Bevölkerung fernstehen und diese ihrerseits mit ihnen nichts anzufangen weiß. Sie sind schlicht politisch bedeutungslos!

Was aber die Wirtschaft und das große Geld insgesamt betrifft, so ist es für den Patrioten gleichsam unnötig, in ihnen grundsätzliche Feinde seines Anliegens zu sehen. Ihre Grundsätze sind auschließlich profitorientiert, erfüllte sich sein Traum der patriotischen Erneuerung wären sie, sich den neuen Verhältnissen anpassend, auf seiner Seite!