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Waffen: Panzertechnik bleibt zentral

Waffen: Panzertechnik bleibt zentral

Waffen: Panzertechnik bleibt zentral

Russische Soldaten auf einem Panzer des Typs T-72: Mehr als 800 Kampfpanzer ihr Heer schon in der Ukraine verloren haben
Russische Soldaten auf einem Panzer des Typs T-72: Mehr als 800 Kampfpanzer ihr Heer schon in der Ukraine verloren haben
Russische Soldaten auf einem Panzer des Typs T-72: Mehr als 800 Kampfpanzer ihr Heer schon in der Ukraine verloren haben Foto: picture alliance/dpa/TASS | Stanislav Krasilnikov
Waffen
 

Panzertechnik bleibt zentral

Kampfpanzer haben nach wie vor eine ungebrochene Bedeutung im Krieg. Der derzeitige Einsatz solcher in der Ukraine offenbart allerdings auch die Schwachpunkte mancher Modelle. Laut dem Brigadegeneral Christian Freuding kommt es insgesamt auf das richtige Zusammenspiel verschiedener Waffen an.
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Fast nur Mißtöne hört Christian Freuding, Leiter des Lagezentrums Ukraine im Verteidigungsministerium, wenn er den Kampfgeräuschen aus seinem Zuständigkeitsbereich lauscht, und kein „großes Symphoniekonzert“. Denn mit diesem verglich der Brigadegeneral gern das „Gefecht der verbundenen Waffen“, wie es bei der Bundeswehr gelehrt wird. In diesem spielen Kampfpanzer zwar eine maßgebliche Rolle, sie erzielen aber allein keinen guten Klang. „Es kommt immer auf das Zusammenspiel der Instrumente an“, sagt der frühere Chef der Panzerlehrbrigade neun in Munster in der Lüneburger Heide.

Und bei dieser Interaktion liegt auf Seiten der russischen Armee einiges im argen, wie die hohen Panzerverluste zeigen. Mehr als 800 Kampfpanzer und fast 3.000 gepanzerte Rad- und Kettenkampffahrzeuge soll das Heer schon in der Ukraine verloren haben, insbesondere ältere T-72, aber auch die als schneller Angriffspanzer konzipierten T-80. Jüngster Tiefpunkt war der angebliche Abschuß eines T-90M (Proryw-3), des modernsten Kampfpanzers, den Präsident Wladimir Putin bisher in der Ukraine einsetzt, durch eine reaktive Panzerbüchse – eine 1941 durch den schwedischen Waffenhersteller FFV entwickelte Abwehrwaffe.

Kampfpanzer ziehen schon durch ihre Größe das Feuer auf sich

Die Häme ist groß. Nicht nur gegenüber der russischen Armee, die es zuläßt, daß ihre Panzer ohne Begleitschutz agieren, sondern auch gegen die Waffengattung insgesamt. Lohnt es sich noch, Panzerregimenter zu unterhalten, wenn die teuren Stahlungetüme – der T-90M-Stückpreis wird auf 4,7 Millionen Euro geschätzt – durch eine schultergetragene Mehrzweckwaffe zum Stückpreis von 2.500 Euro pro Schuß oder durch ebenfalls preisgünstigere ferngelenkte Raketen einfach vernichtet werden können? Erkannte Kampfpanzer ziehen schon durch ihre Größe das Feuer auf sich, können nicht nur durch Panzervernichtungstrupps, sondern auch durch Drohnen aufgespürt und zerstört werden.

Also eine überlebte Waffentechnik? Allein die Tatsache, daß ständig neue Waffen gegen Kampfpanzer entwickelt werden, zeige deren ungebrochene Bedeutung, widerspricht Oberstleutnant Jörg Loidolt, Chef des Panzerbataillons 14 des österreichischen Bundesheeres in Wels, im Magazin Militär aktuell. Allerdings müsse man aus den in der Ukraine gemachten Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen. Sei die Nato bisher von einer absoluten Luftüberlegenheit ausgegangen, müsse sie jetzt über einen Luftabwehrschirm nachdenken, auch über aktive und passive Schutzsysteme für Panzer.

Es gebe bereits Versuche mit wärmereduzierenden Tarnnetzen. Entscheidend seien auch die Funkdisziplin und das absolute Verbot von Mobiltelefonen. Auch für General Freuding bleibt die Panzertruppe mit ihrer Durchsetzungsfähigkeit, Präzision, Feuerkraft, Geländegängigkeit, Dynamik und Schnelligkeit weiterhin das Rückgrat des Heeres: „Wenn die ganze Wucht einer Panzerkompanie oder eines Panzerbataillons im Keil oder Breitkeil angreift, bebt der Boden.“ Das habe auch einen „unglaublichen psychischen Effekt“.

Leopard 2 weist Konstruktionsfehler auf

Langstrecken-Panzerabwehrraketen können die Stahlkolosse aus Entfernungen zerstören, die weit über deren Reichweite hinausgehen. Aber Flugzeuge können nicht den Boden besetzen oder halten, dazu benötige man Panzer und gepanzerte Infanterie, gibt der britische Militärexperte Nicholas Drummond zu bedenken. „Aus dem Konflikt in der Ukraine haben wir auch gelernt, daß die Infanterie heute ein hohes Maß an Schutz benötigt – etwa vor Artillerie. Wenn Sie keine gepanzerten Fahrzeuge haben, werden Ihre Soldaten nicht lange überleben. Daher bleiben gepanzerte Einheiten weiterhin für die heutige Kriegsführung relevant.“ Und der wichtigste Grund seien die gegnerischen Panzer.

Im Fall des T-90M-Abschusses sprechen Militärexperten von einem Glückstreffer. Der Panzer sei an der rechten Seite im Laufwerk getroffen worden. Überdies habe er wie eine Zielscheibe in einem unübersichtlichen bewaldeten Gebiet gestanden und sei nicht durch Grenadiere geschützt worden. Falsche Einsatztaktik wurde im Dezember 2016 auch mehreren Leopard-2A4-Panzern der türkischen Armee zum Verhängnis, die von IS-Kämpfern in Syrien ebenfalls mit Panzerabwehrraketen abgeschossen wurden.

Inzwischen kristallisiert sich aber heraus, daß sowohl der Leopard 2 als auch die russischen Kampfpanzer Konstruktionsfehler aufweisen, die vor allem für die Besatzungen verhängnisvoll sind. Bei dem deutschen Panzer zeigte sich im Syrienkrieg, daß eine Schwäche in der seitlichen Panzerung dazu führt, daß das Munitionslager neben dem Fahrer sehr verwundbar ist. Beim Durchschlag einer Hohlladung entzündet sich die Munition. Zwar erhielten modernisierte Varianten einen verbesserten Seitenschutz, aber das Grundproblem der im vorderen Teil lagernden Munition wurde damit nicht behoben.

Russischer Wunderpanzer T-14 Armata nur paradetauglich?

Bei den russischen Panzern kann ein indirekter Treffer die gesamte Munition im Turm zur Explosion bringen. Durch die Schockwelle fliegt dieser dann samt Kanone weg, wie zahlreiche Fotos zerstörter Panzer aus der Ukraine zeigen. Das bedeutet aber nicht nur den Verlust des Panzers, sondern auch den der ganzen Besatzung. Diese sei nicht leicht zu ersetzen, da „selbst eine Ausbildungsdauer von zwölf Monaten als schnell angesehen werden“ kann, wie die Frankfurter Rundschau Aleksi Roinila, einen ehemaligen Panzeroffizier der finnischen Streitkräfte, zitiert. Bei der mit modernisierten T-54- und später T-72-Panzern ausgestatteten Nationalen Volksarmee der DDR dauerte die Grundausbildung für Kommandanten und Fahrer an den Unteroffiziersschulen ein halbes Jahr.

Um die Besatzung zu schützen, haben die Konstrukteure diese beim T-14 in einer zentralen Kapsel mit zusätzlicher Panzerung untergebracht, während sich die Hauptwaffe in einem unbemannten Turm mit einem automatischen Lader befindet und ferngesteuert wird. Die Soldaten sind damit vollständig vom Munitionslager getrennt. Gesichtet wurde der Wunderpanzer Armata allerdings bisher auf den ukrainischen Schlachtfeldern nicht, sondern lediglich bei diversen Paraden in Rußland.

Trotzdem gilt der T-14 auch westlichen Militärexperten als der modernste Kampfpanzer der Welt. Dieser kann mit seiner neuen 152-mm-Kanone jeden Nato-Panzer bekämpfen, ohne überhaupt in dessen Reichweite zu müssen. Andererseits könnte auch der T-14 durch Hyperschallraketen ausgeschaltet, oder seine elektrischen Systeme könnten durch elektromagnetische Impulswaffen (EMP) lahmgelegt werden.

JF 21/22

Russische Soldaten auf einem Panzer des Typs T-72: Mehr als 800 Kampfpanzer ihr Heer schon in der Ukraine verloren haben Foto: picture alliance/dpa/TASS | Stanislav Krasilnikov
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