MAINZ. Das Rote Kreuz hat in den achtziger Jahren unter Zwang abgenommenes Blut von DDR-Häftlingen gekauft. Wie das ARD-Magazin „Report Mainz“ berichtet, wurde das Blut über einen Schweizer Zwischenhändler an die Hilfsorganisation geliefert. Damit wollte das SED-Regime offenbar Devisen erwirtschaften.
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) bestätigte die Vorfälle. „Wir bedauern zutiefst, daß es unter einer anderen Führung des BRK diese Vorkommnisse in den achtziger Jahren gegeben hat. Selbstverständlich würde niemand heute Blutkonserven aus einer Diktatur zukaufen.“
Schwestern verweigerten Blutabnahme
„Report Mainz“ zitiert dabei aus Stasi-Akten, in denen die Reaktionen der Krankenschwestern festgehalten wurden. Diese hatten bereits frühzeitig vermutet, daß die Blutabnahmen nur unter Zwang stattfänden. In einem Fall weigerten sich die Schwestern, den Häftlingen ihr Blut zu entnehmen.
Der Historiker Tobias Wunschik sagte dem Magazin: „Die Schwestern haben in dieser Situation also die Zwangslage der Häftlinge ganz klar erkannt. In der Besonderheit einer Haftsituation, noch dazu in einer Diktatur, kann von Freiwilligkeit natürlich nicht die Rede sein.“
Aldi profitierte von DDR-Zwangsarbeit
Zudem ergaben die Recherchen, daß weit mehr Firmen in der Bundesrepublik von Zwangsarbeit in DDR-Gefängnissen profitierten als bisher angenommen. „Ikea war nur die Spitze des Eisberges“, sagte der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, „Report Mainz“.
Es sei deutlich geworden, daß sehr viel mehr Unternehmen als bis jetzt bekannt waren, „in diesen Handel mit Waren, die durch Häftlinge in der DDR gefertigt worden sind, beteiligt waren.“ Davon soll unter anderem auch Aldi profitiert haben. (ho)
„Report Mainz“, Dienstag, 14. Januar, um 21.45 Uhr in der ARD.