HAMBURG. Das Hamburger Traditions-Fischgeschäft „Fisch-Böttcher“ hat angekündigt, schließen zu müssen. „Es ist echt traurig. Aber es hat eben keiner mehr Bock, hart zu arbeiten“, begründet der Geschäftsführer Frank Giesler den Schritt. „Kaum jemand ist bereit, stundenlang auf den Beinen zu stehen, am Ende des Tages nach Fisch zu riechen und dann noch in Gummistiefeln mit Bürste den Laden zu schrubben. Da bleiben viele wegen des Bürgergelds lieber zu Hause“, sagte Giesler der Bild.
Auch die Inflation spiele eine Rolle. Innerhalb von zehn Jahren sei der Preis von einem Kilo Lachsfilet von etwa 30 auf 50 Euro gestiegen. „Gerade Familien sind wichtige Kunden für uns. Doch viele von ihnen können sich die hohen Preise nicht mehr leisten“, betonte Giesler. Viele kurzfristige Preiserhöhungen habe er nicht mehr an Kunden weitergegeben. „Das hätte man dem Käufer nicht erklären können. Doch irgendwann kann man dem Preisdruck nicht mehr Stand halten.“
„Was für ein Verlust für unseren Stadtteil“
Zudem habe es einen Mangel an qualifiziertem Personal gegeben. Statt mindestens acht Mitarbeitern habe der Laden zuletzt lediglich vier gehabt. „Mit jedem Anstieg des Mindestlohns muß ich unseren Mitarbeitern entsprechend mehr Gehalt zahlen. Das rechnet sich nicht. Ich weiß es ist kein Traumjob. Doch vielen reicht das Geld nicht. Aber kleinere Betriebe können einfach nicht mehr zahlen“, betonte der Ladenführer.
Seit dem 22. Oktober 1913 existiert das Geschäft in der Innenstadt Hamburgs. Die Nachricht der Schließung wurde von vielen Anwohnern mit Bedauern aufgenommen. Viele Kunden hätten Zettel an die Scheiben des Ladens geklebt, mit Aufschriften wie „Bitte kommt zurück“, „Wir sind traurig“, oder „Was für ein Verlust für unseren Stadtteil“, berichtet Giesler.
Doch bei der Schließung wird es wohl bleiben. „Erst mußten viele Schlachter wegen der hohen Kosten schließen, dann Bäcker und Blumengeschäfte. Und nun trifft es die Fischhändler“, bedauert der Verkäufer. (lb)