MÜNCHEN/BERLIN. Die Zahl der im Wohnungsbau tätigen Unternehmer, die einen Auftragsmangel vermelden, hat ein neues Hoch erreicht. Im Dezember 2023 waren 56,9 Prozent der Unternehmen davon betroffen, wie aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. 22,1 Prozent der Befragten mußten nach eigenen Angaben Projekte streichen, im Vormonat waren es 21,5 Prozent.
Auch die Stimmung in der Branche verschlechterte sich erneut. Zum Jahresabschluß notierte der Geschäftserwartungsindex bei -64,3 Punkten auf einer Skala von -100 bis 100, was den niedrigsten Monatswert des vergangenen Jahres darstellt. Das Geschäftsklima fiel mit -56,8 Punkten auf derselben Skala ebenso pessimistisch aus. Dies sei laut dem Ifo-Institut der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1991.
Wohlrabe: „Schwieriges Jahr für den Wohnungsbau“
Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, führt die Lage auf die gestiegenen Bau- und Zinskosten sowie verschlechterte Fördermöglichkeiten zurück. „2023 war ein ausgesprochen schwieriges Jahr für den Wohnungsbau“, teilte er mit und nannte die Perspektiven für das kommende Jahr „düster“. Die Verunsicherung der potentiellen Bauherren sitze tief, obwohl die Zinsen inzwischen gesunken seien: „Die außergewöhnlich schwachen Erwartungen zeigen, daß die Firmen aktuell keine Hoffnung haben.“
Auch andere Experten verzeichnen eine Branchenkrise. Laut der neuesten Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaft Berlin sollen reale Investitionen in den Wohnungsbau im laufenden Jahr um 3,4 Prozent sinken. Überproportional betroffen wäre der Neubau mit einem realen Bauvolumenrückgang um 6,5 Prozent. Erst 2025 werde sich aufgrund sinkender Preise ein leichter Zuwachs ergeben. (kuk)