NÜRNBERG. Die Zeit sinkender Arbeitslosigkeit gehört nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vorerst der Vergangenheit an. „Die Arbeitsagenturen erwarten, daß die Phase der sinkenden saisonbereinigten Arbeitslosigkeit vorerst zu Ende geht“, teilte das behördeneigene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer war im März um 0,9 Punkte gegenüber dem Vormonat gefallen und befindet sich damit erstmals seit Mitte 2014 wieder im negativen Bereich.
Neben der Situation in Schwellenländern wie China oder Brasilien spiele dabei auch der Zustrom von Asylsuchenden eine Rolle, sagte der Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und Strukturanalysen“, Enzo Weber. Es sei absehbar, „daß sich der Effekt der Flüchtlingszuwanderung in der Arbeitslosigkeit künftig stärker bemerkbar machen werde“, betonte der Wirtschaftswissenschaftler. Aufgrund der „guten Verfassung des Arbeitsmarkts“ und durch „Investitionen in die Integration“ könne allerdings auch diese Herausforderung gemeistert werden.
Der milde Winter spielte nach Angaben des IAB ebenfalls eine Rolle für die Arbeitslosigkeitsentwicklung der nächsten Monate. Nach Berechnungen des IAB hätte die Arbeitslosigkeit bei durchschnittlichen Wetterverhältnissen zum Ende des Winters um 23.000 Personen höher gelegen. Weil ein Teil der Winterarbeitslosigkeit erst gar nicht entstanden ist, dürfte die kommende Frühjahrsbelebung laut IAB-Angaben schwächer ausfallen.
Linkspartei kritisierte Berechnung der Arbeitslosenzahlen
Die Linkspartei hatte der Bundesregierung in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, die Arbeitslosenzahlen mit statistischen Tricks schönzurechnen. Demnach würden kranke Arbeitslose, Ein-Euro-Jobber oder jene, die an Weiterbildungen teilnehmen, nicht in die Arbeitslosenstatistiken einfließen.
Das IAB erstellt sein Arbeitsmarktbarometer anhand einer monatlichen Befragung aller lokalen Arbeitsagenturen zu der von ihnen erwarteten Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten drei Monaten. Für den Indikator werden die jahreszeitlichen Schwankungen herausgerechnet. (ls)