Egal, wie dieser Prozeß ausgehen wird, hat der Staat sein Ziel im Grunde schon erreicht. Der Ruf der Angeklagten, und letztlich auch ihr Leben, ist unwiederherstellbar ruiniert. Kein Freispruch der Welt – wenn er denn käme – würde das remedieren. Das bewußte endlose Ausdehnen von Prozessen ist ein probates Mittel der Staatsanwaltschaften, über überlange Untersuchungshaft oder das schlichte Ruinieren über Anwaltskosten eine Strafe ohne Urteil zu erzwingen. Dazu kommt die inszenierte mediale Hinrichtung, die schon am Tag der Verhaftung begann. Man hat das auch dieser Tage wieder beim Dieselskandalprozeß gegen diverse VW-Manager gesehen. Vier Jahre Prozeß, und kein Ende in Sicht. Selbstverständlich ist keiner der Angeklagten „unschuldig“ im Sinne der Anklage – die Frage ist doch eher, ob das, was geschah, überhaupt verfolgungswert war, sie überhaupt in der Lage gewesen wären, einen Staatsstreich zu verüben, das kann getrost verneint werden. Es ist ein bewußter Schauprozeß, bei dem es nicht um die traurigen angeklagten Greise geht, sondern der nach außen wirken soll. So, wie der VW-Prozeß die Antiautopolitik retten und legitimieren soll. Bestrafe einen, erziehe 100.

Hört sich alles sehr spannend an, was die hohen Damen und Herren sich da vorlabern.

Dieser dubiose Michel R. als Zeuge? Ernsthaft? Ein krimineller Gefängnisinsasse, der dort reihenweise seine Mitinsasssen ausforscht und anschließend verpfeift? Unser Rechtssystem ist voll a. A.