KIEL. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Serpil Midyatli, rechnet im Falle eines AfD-Wahlerfolgs mit ihrer Abschiebung. „Wir wissen, daß wir die Ersten sein werden, die verfolgt werden, wenn die Rechten an die Macht kommen“, sagte sie dem Flensburger Tageblatt mit Blick auf die türkische Gemeinde in Deutschland. „Dann heißt es: ‘Da neben Frau Midyatli ist noch Platz bei der Abschiebung’.“
Die SPD-Landeschefin von Schleswig-Holstein, die sich gerade um die Spitzenkandidatur ihrer Partei für die kommende Landtagswahl in dem Bundesland bewirbt, berichtete zudem über rassistische Anfeindungen, die sie angeblich während ihrer Kindheit erlebt haben will. So sei ein Laden ihrer Eltern immer wieder mit Steinen attackiert und das Auto ihres Vaters demoliert worden.
AfD-Verbot gefordert
„Wir wissen, daß wir immer latent in Gefahr sind. Nicht zuletzt dadurch, daß jemand versucht hat, das Haus meiner Eltern anzuzünden.“ Dies sei aber schon einige Jahre her. „So groß wie die Angst jetzt ist, war sie noch nie“, sagte Midyatli. „Meiner und der Lebensweg vieler anderer ist durch Ausgrenzung und Alltagsrassismus gelenkt worden.“
Midyatli äußert immer wieder scharfe Kritik an der AfD. „Die AfD verstößt mit ihrem Agieren gegen die Menschenwürde, sie stellt den Rechtsstaat in Frage und gefährdet unsere Demokratie“, sagte sie Anfang Mai, nachdem der Bundesverfassungsschutz entschied, die AfD künftig als rechtsextreme Bestrebung behandeln zu wollen.
Immer wieder Familiengeschichten
Die Wähler der Partei verglich sie dabei mit Ratten: „Gute Umfragewerte und Wahlergebnisse hin oder her: Die Mütter und Väter des unseres Grundgesetzes haben unsere Demokratie genau deshalb wehrhaft gemacht. Damit Rattenfänger wie die alten Nazis damals und die neuen heute unser Land nicht noch einmal in den Abgrund stürzen.“
Auch früher nutzte die Politikerin ihre Familie, um politisches Kapital zu schlagen. So behauptete sie 2024 im Spiegel nach dem Potsdamer Treffen: „Als mein 14-jähriger Sohn kürzlich von den Abschiebeplänen las, sagte er zu mir: ‘Mama, die meinen ja uns.’ Ich sagte: ‘Ja.’ Und dann fragte er mich: ‘Haben Baba und du sich mal überlegt, wo wir dann hingehen können?’ Das ist schon kraß.“ Zudem habe ich Sproß eine gelbe Karte im Fußball kassiert, weil er sich gegen Rassismus ausgesprochen habe. (ho)