BERLIN. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat als Vertreterin der Bundesregierung der Opfer des DDR-Volksaufstandes vor 72 Jahren in Berlin gedacht. „Wir gedenken des Leids der Menschen, die nichts anderes wollten als ihre Freiheit“, sagte die CDU-Politikerin während einer Kranzniederlegung zur Gedenkveranstaltung des 17. Juni in Berlin am Mittwoch. Sie betonte, die Sehnsucht nach Freiheit sei damals größer als die Angst gewesen. Freiheit sei kein Zustand, den man für immer besitze, sondern eine Aufgabe, die man immer wieder neu gestalten und verteidigen müsse.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von einem Aufstand für Freiheit, Demokratie und die Einheit Deutschlands. Aus einem Arbeiterprotest sei in kürzester Zeit ein landesweiter Aufstand des Volkes gegen die Mißstände im eigenen Land geworden. Bereits am Vortag hatte er gemahnt, gerade in einer Zeit, in der die Demokratie von vielen Seiten bedroht werde, brauche es das Gedenken an die Opfer der Freiheitsbewegung mehr denn je.
Am 17. Juni schlug die Rote Armee den Aufstand blutig nieder
AfD-Vertreter im Berliner Abgeordnetenhaus, Thorsten Weiß, kritisierte hingegen den Auftritt der Christdemokraten. Die CDU wolle die Probleme Berlins lösen, schaffe es aber nicht einmal, einen Kranz für die Opfer des Volksaufstandes am 17. Juni zu organisieren, bemängelte er auf dem Kurznachrichtendienst X.
Unterdessen gedachte Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) der Opfer der Niederschlagung des Aufstands im Eichsfeld. „Dieser Tag ist nicht nur Teil der Geschichte, sondern auch Auftrag und Warnung“, betonte er. Auf X kommentierte AfD-Chefin Alice Weidel: „Ihren Mut im Kampf für die Freiheit bezahlten viele mit ihrem Leben. Die Entschlossenheit dieser Menschen bleibt ein leuchtendes Vorbild.“ Auch der Vorsitzende der WerteUnion, Hans-Georg Maaßen, lobte die „hunderttausend mutigen Bürger“, die sich gegen die sozialistische Diktatur erhoben hätten, als „Vorbilder“.
Am heutigen 17. Juni gedenken wir des Volksaufstands von 1953. In über 700 Städten und Orten der damaligen „DDR“ erhoben sich hunderttausende mutige Bürger gegen die sozialistische Diktatur in Ost-Berlin. Über 70 Freiheitskämpfer wurden von den Sozialisten ermordet, Tausende… pic.twitter.com/Dmciqn6P7o
— Hans-Georg Maaßen (@HGMaassen) June 16, 2025
„Wegbereiter der deutschen Einheit“
Die CSU nannte die Teilnehmer der damaligen Proteste auf X „Wegbereiter der deutschen Einheit“ und betonte, daß sie einem vor Augen führten, daß Freiheit nicht selbstverständlich sei. Dabei erinnerte sie an die Kontinuität zwischen der heutigen Linkspartei und der damaligen DDR-Regimepartei SED.
Thüringens Grünen-Bundestagsabgeordnete Katrin Göring-Eckardt würdigte den 17. Juni als „den ersten großen Aufstand gegen ein kommunistisches Regime nach dem Zweiten Weltkrieg“ und erinnerte an die Verfolgung der evangelischen Kirche im Vorfeld der Proteste. „Nur weil meine Mutter bei der Jungen Gemeinde Mitglied war, wurde sie als Mädchen von der Schule verwiesen und durfte kein Abi machen“, berichtete die Politikerin in einem Video. Sie selbst war in den späten achtziger Jahren Teil der DDR-Opposition gewesen.
Am #17Juni 1953 gehen in der DDR Tausende auf die Straße für Freiheit, bessere Lebensbedingungen & gegen die Unterdrückung durch die SED-Diktatur. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen.
72 Jahre später gedenken wir der Opfer, der Verhafteten, der Toten – und erinnern an den… pic.twitter.com/qgri6EnfUp
— Katrin Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) June 17, 2025
Am 17. Juni 1953 hatten Arbeiter in der gesamten DDR einen Generalstreik veranstaltet, um gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen sowie gegen die Mangelwirtschaft zu protestieren. Sie forderten freie Wahlen und die Wiederherstellung der deutschen Einheit. Daraufhin schlugen sowjetische Truppen den Aufstand nieder. Mindestens 55 Personen wurden dabei getötet, rund 15.000 Beteiligte und Beschuldigte verhaftet. Bis zur Wiedervereinigung 1990 war der 17. Juni der Tag der Deutschen Einheit in der Bundesrepublik. (kuk)