BERLIN. Die frühere Ministerpräsidentin des Saarlandes und Ex-Chefin der Bundes-CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verlassen. Damit reagiert sie auf die öffentlich vorgetragene Kritik von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Migrationskurs von CDU-Chef Friedrich Merz.
Von Kramp-Karrenbauer hieß es zunächst lediglich, sie sei mit ihrem Schritt nicht an die Öffentlichkeit gegangen und wolle sich auch nicht weiter dazu äußern, berichtete am Montag die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Die KNA erfuhr aber aus ZdK-Kreisen, daß der Rücktritt „mit der Haltung des ZdK-Präsidiums zur aktuellen Migrationspolitik“ zusammenhänge. Sie sehe für eine weitere Mitarbeit keine Grundlage.
Kramp-Karrenbauer: ZdK-Einlassung war parteilich
Später bestätigte Kramp-Karrenbauer dies gegenüber dem Saarländischen Rundfunk (SR). Demnach störte sich die 62jährige an Äußerungen von ZdK-Präsidentin Stetter-Karp über den Migrationskurs von CDU-Chef Merz. Am Donnerstag hatte Stetter-Karp öffentlich dazu aufgerufen, die von der Union versprochene Migrationswende zu verhindern.
„Der Gesetzentwurf der Unionsfraktion, den sie am morgigen Freitag in den Bundestag bringen will, überschreitet Grenzen der politischen Kultur und löst zugleich keine Probleme“, erklärte Stetter-Karp in einer Pressemitteilung. Allein der Name „Zustrombegrenzungsgesetz“ setze „eine populistische Botschaft“. Auch ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose griff die Merz-Initiative scharf an.
Die Presseerklärung des ZdK zur Migrationsdebatte habe sie als Vertreterin der CDU persönlich getroffen, sagte Kramp-Karrenbauer dem SR. Sie verwies dabei auf die Parteilichkeit und den Ton des Textes.
AKK gilt als Vertreterin des Merkel-Flügels
Das ZdK vertritt nach eigener Auskunft die Anliegen der katholischen Gläubigen. Kramp-Karrenbauer leitete einen von sieben Sachbereichen. ZdK-Chefin Stetter-Karp bedauerte gegenüber der KNA den Austritt der Christdemokratin. Ihre Stellungnahme gegen den Gesetzesvorstoß der Union verteidigte sie unter Verweis auf entsprechende Beschlüsse des Gremiums.
Kramp-Karrenbauer gilt als Vertreterin des liberalen Flügels der CDU. Als sie zur Parteivorsitzenden gewählt wurde, war sie Wunschkandidatin von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der sie nachfolgte. Gegen sie war unter anderem Friedrich Merz angetreten. Als in Thüringen FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit Stimmen von Union, FDP und AfD zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, zog Kramp-Karrenbauer als Parteichefin klar Stellung dagegen und forderte Kemmerich zum Rücktritt auf. Kurz darauf zog sie sich selbst von der Parteispitze zurück. (ser)