BERLIN. An der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit haben sich seit Jahren Gewalt, Mobbing und religiös motivierte Diskriminierung durch Schüler zugetragen. Mehrere ehemalige und aktive Lehrer sowie Elternvertreter schildern massive Mißstände an der Schule. Bereits 2018 hatten Lehrkräfte in einem Brandbrief das Schulamt alarmiert – offenbar ohne Folgen.
In den Fokus geriet die Schule nach Bekanntwerden des Falles eines homosexuellen Lehrers, der nach eigenen Angaben von Schülern – vorwiegend muslimischer Herkunft – beleidigt und bedroht worden war. Die JUNGE FREIHEIT berichtete.
Nun packen mehrere Lehrkräfte über alltägliche Gewalt, Respektlosigkeit gegenüber weiblichen Kollegen, antisemitische Äußerungen sowie das Mitbringen von Messern aus. Mädchen würden als „Huren“ beschimpft, christliche Feiertage oder gar nur das Bemalen von Ostereiern von Schülern als „haram“ abgelehnt. Eine Lehrerin sagte der Süddeutschen Zeitung, sie sei „ständig irgendeiner Form von Gewalt ausgesetzt“ gewesen.
SPD fordert lückenlose Aufklärung über brutale Schüler
Auch die Elternvertreter bestätigen die Vorwürfe. „Religion wird mißbraucht, um andere Kinder und Erwachsene zu diskriminieren und herabzuwürdigen“, heißt es in dem Bericht. Kritik richtet sich auch an die Schulleitung und Schulaufsicht, die dem betroffenen schwulen Lehrer nicht beigestanden, sondern ihm stattdessen Vorwürfe gemacht hätten. So soll ihm unterstellt worden sein, sich beim Zeigen eines Videos unangemessen nahe an Kinder gesetzt zu haben. Eine andere Lehrerin spricht von „komplettem Systemversagen“: Trotz wiederholter Meldungen an die Behörden sei nichts unternommen worden.
Der bildungspolitische Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Marcel Hopp, forderte lückenlose Aufklärung. Es könne nicht sein, daß Meldungen über Gewalt und Mobbing jahrelang folgenlos blieben. Der Fall erinnere an die Rütli-Schule, die 2006 nach einem Brandbrief von Lehrern umfassend reformiert worden war. (rr)