SCHWERIN. Die AfD-Fraktion im Mecklenburg-Vorpommern bereitet nach JF-Informationen einen Antrag vor, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, die Gleichstellungsbeauftragte des Landes, Wenke Brüdgam (Linkspartei), zu entlassen. „Wer Deutschlandfahnen abreißt, sie als ‘Faschismus-Symbol’ diffamiert und sich damit öffentlich brüstet, hat jedes Recht verwirkt, ein mit 110.000 Euro jährlich dotiertes Staatsamt auszuüben“, sagte Fraktionschef Nikolaus Kramer am Donnerstag in Schwerin. Solange Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nichts zu der Sache sagt, sei die Landesregierung „mitschuldig an der Herabwürdigung unserer staatlichen Symbole“.
Brüdgam müsse abtreten „und das ideologisch aufgeblähte Amt gleich mit“, forderte der AfD-Politiker. „Wer die Fahne haßt, die für die Freiheit, Identität und Selbstbestimmung von 83 Millionen Bürgern steht, hat in einem deutschen Regierungsamt nichts verloren.“ Der Abwahlantrag soll in der der kommenden Woche im Plenum des Landtags behandelt werden. Damit ein Abwahlantrag Erfolg hat, braucht es eine einfache Mehrheit der anwesenden Abgeordneten.
Video plötzlich gelöscht
Das Ende November auf einem Instagram-Account der Linkspartei veröffentlichte Video, das die Debatte auslöste, zeigt die Politikerin mit einer zerknüllten Deutschlandfahne in der Hand. Auf dem Weg zu einer Parteiveranstaltung habe sie mehrere solcher Fahnen gesehen. Spontan sei sie aus dem Auto gestiegen und habe diese entfernt. „Denn wer in diesen Zeiten Deutschlandfahnen an leerstehende Häuser hängt, der will nicht zeigen, daß er sein Land mag, sondern der will letztendlich Nationalismus propagieren und damit klar zum Faschismus aufrufen“, begründet Brüdgam ihre Tat (JF berichtete).
Nachdem die JF die Staatskanzlei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mit dem Film konfrontierte, wurde das Video plötzlich gelöscht. Unserer Redaktion liegt der Film jedoch noch vor.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Landes Mecklenburg-Vorpommern brüstet sich in einem Video damit, Deutschlandfahnen abzureißen und zu zerstören. Nachdem die JF die Landesregierung um Stellungnahme bittet, wird es plötzlich gelöscht. Wir dokumentieren das ganze Video. pic.twitter.com/yiE49dXxrj
— JUNGE FREIHEIT (@jungefreiheit) December 2, 2025
Brüdgam könnten für ihre Aktion auch juristische Konsequenzen drohen. Nach Informationen der JUNGEN FREIHEIT wurden bereits mehrere Strafanzeigen gegen die Politikerin erstattet. Unter anderem von dem AfD-Bundestagsabgeordneten und Rechtsanwalt Christoph Grimm. Er wirft der Gleichstellungsbeauftragten „Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Unterschlagung, Diebstahl, Sachbeschädigung“ vor. Auch für die Verletzung von Paragraph 90 Strafgesetzbuch (Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole, Anm. d. Red.) gebe es Anhaltspunkte, sagte Grimm der JF.
Die Justiz- und Gleichstellungsministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Jacqueline Bernhardt (Linkspartei), distanzierte sich nach öffentlichem Druck von ihrer Parteifreundin. „Als Mitglied der Landesregierung setze ich voraus und erwarte auch, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen und die Symbole mit Verfassungsrang zu achten. Die Vorwürfe gegen Frau Brüdgam werden zurzeit auf mehreren Ebenen geprüft.“ Näher äußerte sie sich bisher nicht. Einem Bericht der Ostsee-Zeitung zufolge, gehe es bei diesen Prüfungen um disziplinarische, aber auch strafrechtliche Fragen.
Auch die CDU reagiert empört
Zuvor hatte auch die CDU Brüdgam scharf kritisiert. Die Generalsekretärin der CDU in Mecklenburg-Vorpommern, Katy Hoffmeister, sagte am Mittwoch, es mache „fassungslos, wenn ausgerechnet eine staatliche Gleichstellungsbeauftragte Symbole unseres demokratischen Gemeinwesens beschädigt“. Sich trotz verschiedener Meinungen nicht über Recht und Gesetz hinwegzusetzen, sei „das Mindeste, was man verlangen kann“. Die Christdemokratin forderte, daß Brüdgam „ihr Verhalten erklärt und Verantwortung für diesen Fehltritt übernimmt“.
Schwarz-Rot-Gold stehe für die Werte des Grundgesetzes, die Bundesflagge zu entfernen und abfällig als „diese Dinger“ zu bezeichnen, „schadet dem demokratischen Diskurs“, betonte Hoffmeister.
Gleichstellungsbeauftragte bittet um Entschuldigung
Am Mittwoch abend äußerte sich Brüdgam erstmals auch selbst zu ihrer deutschlandfeindlichen Aktion und bat um Entschuldigung. Ihr Verhalten sei „ein großer Fehler“ gewesen, schrieb sie in einer E-Mail an ausgewählte Medien. Sie stehe zu den freiheitlich-demokratischen Grundwerten und sei überzeugt, daß die Verfassungssymbole der Bundesrepublik Deutschland nicht Verfassungsfeinden überlassen werden dürften. Zudem betonte sie, ihre Anti-Deutschland-Aktion „ausschließlich als Privatperson und nicht als Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung“ getätigt zu haben.
Wenke Brüdgam ist seit Februar 2022 Gleichstellungsbeauftragte der rot-roten Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Sie wird als Abteilungsleiterin in der Besoldungsgruppe B5 eingeordnet. Damit verdient sie etwa 110.000 Euro pro Jahr. (st/lb)






