HAMBURG. Das angeblich zur Rettung der Demokratie vor Extremisten erdachte Programm „Demokratie leben!“ hat sich ein weiteres Mal als Finanzier von Radikalen entpuppt. In Hamburg trat am Wochenende der Islamist Enbiya Yildirim als Redner auf. Eingeladen hatte ihn das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland (BIG), das mit 250.000 Euro im Jahr über „Demokratie leben!“ gefördert wird.
Das BIG gehört laut Verfassungsschutz ohnehin zum Umfeld der islamistischen Milli Görüs-Bewegung, soll laut dem Familienministerium aber für Prävention vor Islamismus sorgen. Nun durfte mit Yildirim einer der radikalsten Vertreter des politischen Islams seine Ideen im Namen des BIG präsentieren. Er ist ein wichtiger Vertreter des türkischen Obersten Religionsrats Diyanet.
Außerdem ist er laut dem Journalisten Eren Güvercin ein fanatischer Anhänger der Terrororganisation Hamas. Nach dem Tod ihres Anführers Yahya Sinwar bezeichnete Yildirim diesen als „Märtyrer“. Er verehre den Mann, der das Massaker gegen mehr als 1.200 Israelis am 7. Oktober 2023 verantwortete. Güvercin machte das nach dem Auftritt Yildirims auf X öffentlich.
Das „Bündnis der islamischen Gemeinden in Norddeutschland e.V.“ macht heute und morgen gleich zwei Veranstaltungen mit Prof. Dr. Enbiya Yildirim. Yildirim sitzt im Obersten Religionsrat der türkischen Religionsbehörde #Diyanet. Und wie es sich für Diyanet-Beamte von #Erdogan… pic.twitter.com/JXdaAP6hTF
— Eren Güvercin (@erenguevercin) June 28, 2025
Merz-Regierung setzt „Demokratie leben!“ fort
Gegenüber der Welt sagte nun ein Sprecher des von Karin Prien (CDU) geführten Bundesfamilienministeriums, man habe das BIG um eine Stellungnahme gebeten. Den Vorfall nehme man sehr ernst.
Es ist nicht das erste Mal, das Organisationen aus dem Programm „Demokratie leben!“ mit Islamisten kooperieren. Auch Verstrickungen in den linksextremen Bereich sind bereits aufgedeckt worden. Dennoch will die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) die großangelegte Förderpraxis fortsetzen. (fh)