KÖLN. Der Bezirksbürgermeister von Köln-Chorweiler, Reinhard Zöllner (CDU), hat sich für seinen Auftritt bei einer Karnevalsveranstaltung und der Annahme eines AfD-Karnevalsordens entschuldigt. „Es war ein Fehler, diesen Orden nicht abzulehnen“, bedauerte er.
Hintergrund ist eine Veranstaltung im City-Center Chorweiler am vergangenen Freitag, der sogenannte Prinzenempfang. Geladen waren alle Parteien, Gruppen oder Einzelmandatsträger, die Teil der Bezirksvertretung sind. Die AfD hatte zu der Veranstaltung eigene Karnevalsorden mit dem Spruch „Wat e Theater! Wat e Jeckespill!“ mitgebracht und verteilte diese.
Auch Zöllner, der bereits mehrere verschiedene Orden trug, hängten sie einen solchen um den Hals. Der Bezirksbürgermeister gibt rückblickend an, von der Aktion überrumpelt worden zu sein. Die AfD-Lokalpolitiker seien bereits wieder verschwunden gewesen, bis er verstanden habe, was eigentlich vor sich geht.
Grüne kündigen Zusammenarbeit in Köln-Chorweiler auf
Da habe es aber bereits ein Foto von ihm mit dem Orden gegeben. Dieses verbreitete die Gruppierung „Köln gegen Rechts“ in den sozialen Medien. Die Chorweiler Grünen reagierten prompt und teilten mit, die Kooperation mit der CDU in der Bezirksvertretung vorerst ruhen zu lassen. Die Aktion schade „dem Ansehen des buntesten Stadtbezirks“ und sei „mehr als nur ein Faux-pas“. Sie verstünden nicht, wie man einen Orden einer „rechtsextremen Partei“ annehmen könne.
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Auch der „Queer-Beauftragte“ der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), äußerte auf Instagram unter dem Beitrag Kritik. „Unfaßbar“, schrieb er empört. Maria Helmis, Kölner Ratsmitglied der SPD, kommentierte: „Ekelhaft!“
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Zöllner beteuert Weltoffenheit
Zöllner bat mehrfach eindringlich um Verständnis. Er sei bereits seit zehn Jahren Bezirksbürgermeister von Chorweiler. „In dieser Zeit habe ich kontinuierlich unter Beweis gestellt, daß ich für Weltoffenheit und Demokratie einstehe, daß ich mich für ein friedliches Zusammenleben der vielfältigen Kulturen in unserem Stadtbezirk einsetze“, beteuerte der Christdemokrat. Die rechte Ideologie der AfD lehne er ab. „Es ist schrecklich, was diese Leute tun, wir brauchen das nicht.“
Er gestehe seinen Fehler ein und wünsche sich, das Geschehene rückgängig machen zu können. „Ich ärgere mich über mich selbst. Inmitten einer fröhlichen, karnevalistischen Feier habe ich eine falsche Entscheidung getroffen, die ich sehr bereue“, resümierte Zöllner.
AfD schildert den Ablauf anders
Die AfD dagegen wies daraufhin, daß alle Parteien ihre Orden präsentieren konnten. „Wir haben, wie es Tradition in Köln ist, die Orden der AfD-Fraktion an die Bürger und Politiker verteilt. Diese wurden ohne Widerspruch von den meisten Mandatsträgern von CDU und SPD angenommen“, sagte der Fraktionsvorsitzende der AfD in Chorweiler, Philipp Busch. „Lediglich ein Mitglied der Bezirksvertretung hat den Orden abgelehnt. Aber nicht für sich, sondern für seine Frau. Es wurde also bewusst die Unwahrheit verbreitet, als es hieß, dass diesen niemand annehmen wollte.“
Daß der Bezirksbürgermeister überrumpelt wurde, wies die AfD zurück. „Wir haben uns bei ihm, gemäß Protokoll, für die Einladung bedankt und entsprechend gefragt, ob wir ihm unseren Orden überreichen dürfen. Dies hat er bejaht und seinen Kopf gesenkt, um sich den Orden umhängen zulassen“, sagte der AfD-Kommunalabgeordnete Matthias Büschges. „Es ist sehr verwunderlich, dass Herr Zöllner nun anderes verlauten lässt. Ein solches Verhalten ist eines Bezirksbürgermeisters unwürdig.“ (zit/ho)