MAGDEBURG. Taleb Abdulmohsen, der Todesfahrer von Magdeburg, war bis vor kurzem als Facharzt für Psychiatrie im Maßregelvollzug tätig. Dort behandelte er suchtkranke Straftäter. Doch Berichte deuten darauf hin, daß er bei Kollegen und Patienten kaum Vertrauen genoß. Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz waren offenbar weit verbreitet, und er wurde von Mitarbeitern spöttisch „Dr. Google“ genannt, da er angeblich Diagnosen regelmäßig im Internet recherchieren mußte.
Hinweise an die Klinikleitung zu diesen Vorwürfen sollen jedoch unbeachtet geblieben sein. Abdulmohsen war seit März 2020 im Fachklinikum Bernburg des Gesundheitsunternehmens Salus angestellt. Seit Ende Oktober 2024 befand er sich krankheits- und urlaubsbedingt nicht mehr im Dienst. Als leitender Arzt von drei Therapiestationen führte er Visiten meist allein durch und mied den Austausch mit Kollegen. Berichten zufolge weigerte sich eine Reihe von Patienten, sich von ihm behandeln zu lassen. Sprachbarrieren führten häufig zu Mißverständnissen, die die Diagnosestellung erschwerten.
Seltsame Ratschläge
Die Behandlungsmethoden des nunmehrigen Attentäters von Magdeburg sorgten ebenfalls für Irritationen. Laut der Mitteldeutschen Zeitung gab er einem neuen Patienten beispielsweise den Ratschlag: „Alkohol gut, Honig schlecht“. In einem benachbarten Klinikum soll er zudem Medikamente verschrieben haben, die Patienten in Lebensgefahr brachten.
Nur durch die Aufmerksamkeit des Pflegepersonals konnten schlimmere Folgen verhindert werden.
Sein Verhalten führte immer wieder zu Spekulationen über seine Qualifikationen. Im Mai 2024 war er wochenlang nicht zur Arbeit erschienen, was einige Kollegen vermuten ließ, er habe sich abgesetzt. Überraschend tauchte er jedoch später wieder auf. (rr)