HAMBURG. Der Hamburger Senat hat angekündigt, eine „Koordinationsstelle Dekolonisierung“ einzurichten. Die Institution soll Wissen zum Kolonialismus und „seine Folgen für die gesamte Gesellschaft vermitteln“, um dadurch „einer freien, offenen und gerechten Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus näherzukommen“, heißt es in einer Mitteilung des Senats.
Vorgesehen sind unter anderem die Errichtung neuer Gedenkorte, Straßenumbenennungen und die Behandlung des Themas „Umgang mit Diskriminierung und Rassismus“ in Schulen, Universitäten und Kindergärten. Die „Überarbeitung der Inhalte von der Frühpädagogik in der Kita bis zur Hochschule sowie der Bildungspläne für die Hamburger Schulen“ gehörten mit zu diesem Plan, betonte der Senat.
Von Hamburg und Deutschland ausgehende Verbrechen
Die bereits existierende Forschungsstelle „Hamburgs postkoloniales Erbe“, die seit 2015 an der Universität Hamburg sitzt, soll weiterhin bestehenbleiben. Es gebe „ein klares Bekenntnis“, die „postkoloniale Forschung in der Fakultät für Geisteswissenschaften zu verankern“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).
Die Ursachen von weltweiten Fällen von Versklavung, Vertreibungen, Kriegen und Völkermorden seien in „den kolonialen Handels- und Wirtschafts- und Machtbeziehungen“ zu finden, die „die Welt über Jahrhunderte geprägt“ hätten, sagte Brosda. Die „Singularität der Shoah“ dürfe dabei „nicht den Blick darauf verstellen“, daß es auch andere „von Hamburg und Deutschland aus verursachten“ Verbrechen gebe, die „ebenfalls eines heutigen Verhaltens zu dieser Zeit“ bedürften. (lb)