MÜNCHEN. Das bayerische Innenministerium hat ein Warnvideo zur Salafismus-Radikalisierung auf der Online-Plattform TikTok nach Rassismusvorwürfen in den sozialen Medien wieder gelöscht. Unter dem Titel „Es geht schneller, als du denkst“ hatte das Ministerium in Zeichentrickform gezeigt, wie eine muslimische Frau anfängt, islamistische Videos von einem Prediger zu schauen. Nach und nach wird aus einem Kopfschleier, der noch den Haaransatz erkennen läßt, eine schwarze Vollverschleierung.
Die Frau wird nach und nach in den gierigen Schlund des radikalen Predigers geworfen und versinkt immer tiefer im Sumpf aus islamistischer Propaganda. Schließlich wird die Frau über Webcam mit einem Islamisten verheiratet und endet vollverschleiert und putzend in einer Wohnung, während ihr Ehemann liebevoll eine andere – ebenfalls vollverschleierte Frau – umgarnt. Der traurige Blick der putzenden Zweitfrau symbolisiert ihre Reue.
Zum Ende des Videos bietet die Bayerische Sicherheitsbehörde an, daß Personen, die eine eigene oder bei Freunden und Verwandten auftretende Radikalisierung feststellen, sich an ein Hilfsprogramm des Freistaats wenden sollten.
Ehemaliger Abgeordneter prüft Klage gegen Innenministerium
Die Reaktionen aus Teilen der muslimischen Gemeinschaft auf das Video waren empört. So schrieb der ehemalige Bundestagsabgeordnete Niema Movassat (Linkspartei): „2024 ist der Stürmer wieder da und betreibt die Propagandaabteilung des bayerischen Innenministeriums.“ Er kritisierte auf X, das Video dämonisiere Muslime, und kündigte an, Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen die Behörde zu prüfen.
2024 ist der Stürmer wieder da u betreibt die Propagandaabteilung des bayerischen Innenministeriums. Muslime werden in dem Clip dämonisiert.
Was für ein unfassbarer rassistischer Müll.
Ich werde eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen den bayerischen Innenminister prüfen. https://t.co/zvCfPjIRct
— Dr. Niema Movassat (@NiemaMovassat) September 2, 2024
Auch im Ausland stieß das inzwischen gelöschte Video auf scharfe Kritik. So schrieb der türkische Parlamentspolitiker Mustafa Yeneroğlu, der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt: „Solch eine rassistische Staatspropaganda als Türöffner für Taten erinnert an die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.“ (st)