BERLIN. Die Zahl der Straftaten in Deutschland 2022 erstmals seit fünf Jahren wieder angestiegen. 5,628 Millionen Delikte verzeichneten die deutschen Behörden, wie es in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) heißt, die der Welt vorab vorliegt. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 11,5 Prozent.
Die Zahl der Verdächtigen erhöhte sich im Vergleich zu 2021 um 10,7 Prozent auf 2,093 Millionen Menschen. 783.876 von ihnen waren Ausländer, 22,6 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Von den mutmaßlichen Tätern ohne deutschen Paß waren mehr als 310.000 sogenannte Zuwanderer wie Asylbewerber, Bürgerkriegsflüchtlinge oder Personen, die sich illegal in der Bundesrepublik aufhalten. Ihr Anteil an allen Verdächtigen hat sich im Vergleich zu 2021 um 35 Prozent erhöht.
Besonders stark gestiegen ist auch die Zahl an minderjährigen Verdächtigen, die jünger als 14 Jahre sind. Ihr Anteil hat sich um 35,5 Prozent auf 93.095 erhöht. 2019 waren es noch 72.890 gewesen. Auch bei Jugendlichen, die zwischen 14 und 18 Jahren alt sind, meldete die Polizei einen Anstieg. Hatte es 2019 noch 177.082 verdächtige Teenager gegeben, waren es im vergangenen Jahr 189.149.
Kinder stehlen und prügeln
Am häufigsten wurden sie des Diebstahls beschuldigt, gefolgt von Körperverletzung, Sachbeschädigung und Rauschgiftdelikten. Niedersachsens Innenministerin Daniels Behrens (SPD) sprach gegenüber der Welt von einem alarmierenden „Nachholeffekt“ nach den Jahren der Corona-Pandemie, auch wenn sich ausprobieren und Grenzen austesten zum Heranwachsen dazugehöre.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht eine der Ursachen in einer vermeintlich mangelnden Sozialkompetenz der jungen Menschen. „Aber auch das Internet mit all seinen zwielichtigen Seiten, teils gewaltverherrlichenden Videos oder Spielen, die da kursieren, wird seinen Anteil daran haben.“
Mehr Messerangriffe und Waffendelikte
Besonders erschreckend: Laut der PKS zeichnet sich bereits ein neuer „Trend“ unter Schülern ab. So verschickten immer mehr Jugendliche kinderpornographische Video- und Bilddateien in Chatgruppen. Insgesamt 42.075 solcher Fälle hätten die Behörden im vergangenen Jahr registriert.
Insgesamt ist die Gewaltkriminalität 2022 im Vergleich zu 2019 um 8,9 Prozent auf 197.202 Fälle gestiegen. Auch mehr Messerangriffe und Verstöße gegen das Waffengesetz gab es. Die PKS soll am Donnerstag von Innenministerin Nancy Faeser vorgestellt werden. (zit)