BERLIN. Das Adelshaus der Hohenzollern hat den Verzicht auf tausende Kunstwerke bekanntgegeben, die die Familie zuvor für sich beansprucht hatte. „Ich bin an den Punkt gekommen, daß es nicht richtig sein kann, diese Frage vor Gericht auszutragen. Vermutlich würde das Verfahren mindestens zehn Jahre dauern. Deshalb verzichte ich als Chef des Hauses Hohenzollern auf die Kunstwerke und Ausgleichszahlungen aus diesem Komplex“, sagte das Oberhaupt der Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen am Donnerstag im Interview mit der Welt.
Bei den etwa 4.000 Stücken sei die Rückübertragung theoretisch an die Adelsfamilie an die Bedingung geknüpft gewesen, daß „der damalige Besitzer weder dem DDR-Regime noch dem NS-Regime ‘Vorschub geleistet’ haben darf“. Dies sei laut Georg Friedrich Prinz von Preußen eine problematische Formulierung, da es viele andere Personen bei den Hohenzollern gegeben habe, die eine wesentlich eindeutigere Rolle in Bezug auf die Nationalsozialisten gespielt hätten als der frühere Kronprinz Wilhelm von Preußen. Dieser sei sicher ein Sympathisant der Nazis gewesen. „Ob er ihnen dadurch ‘Vorschub geleistet’ hat, darüber gehen die Meinungen auseinander“, merkte Georg Friedrich Prinz von Preußen an.
Hohenzollern: Kronprinz Wilhelm ist nicht traditionsstiftend für uns
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin betonte Prinz Georg Friedrich von Preußen, er sei den Historikern dankbar für die Erforschung der Geschichte seiner Familie. „Es gibt noch viel aufzuarbeiten und ich werde weiterhin diese historische Aufarbeitung unterstützen“, sagte der Chef des Hauses Hohenzollern.
Zwar lasse sich seiner Meinung nach nicht nachweisen, daß sein Urgroßvater, Kronprinz Wilhelm, der nationalsozialistischen Herrschaft Vorschub geleistet habe. Nicht zu verhehlen sei aber, daß er zumindest zeitweise deren Nähe gesucht habe. „Wer mit dem Rechtsextremismus sympathisierte, kann nicht traditionsstiftend für unsere Familie sein“, stellte der Hauschef klar.
Er hoffe, so Prinz Georg Friedrich, daß nach seinem Verzicht auf eine weitere juristische Auseinandersetzung der Fokus der Öffentlichkeit sich künftig mehr auf die Vielfältigkeit der Familie Hohenzollern richten werde. Zu ihr gehörten eben auch jene, die wie beispielsweise sein Großvater Prinz Louis Ferdinand Kontakt zum Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime hatten. (vo/fw)