BERLIN. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat von ersten Plänen berichtet, mit denen sie gegen die die christliche Inschrift auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses vorgehen will. Derzeit werde geprüft, ob sich das Bibelzitat mit „alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ temporär überblenden lasse, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag.
Das Vorhaben sei „Teil der programmatischen Bemühungen zur Auseinandersetzung mit der Symbolik von Kuppel, Kreuz und Inschrift“, wird in dem Schreiben weiter ausgeführt. „Die Bundesregierung ist sich der Problematik bewußt, die von einer städtebaulich und baukulturell begründeten, gleichwohl politisch und religiös interpretierbaren Wiederherstellung der monarchischen und christlichen Symbolik am Gebäude einer Institution wie des Humboldt Forums ausgeht.“
Die Bundesregierung plädiere dafür, Elemente der Rekonstruktion des Berliner Schlosses zu „kontextualisieren“. Derzeit werde über einen Text auf einer Informationstafel abgestimmt, der über den historischen Hintergrund der Entstehung der Kuppel und „die Haltung der Akteure des Humboldt Forums“ Aufschluß geben soll.
Bibeltext widerspreche Weltoffenheit
Anstoß der Diskussion sind die christliche Inschrift unterhalbe der Kuppel sowie das Kreuz auf deren Spitze. Kritiker, darunter Kulturstaatsministerin Roth, stoßen sich an dem Bibelzitat: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“
Die Grünen-Politikerin hatte den Text in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, weil er der „Weltoffenheit“ widerspreche. Andere ablehnende Stimmen monieren, aus dem Bibelzitat leite sich ein Alleingültigkeitsanspruch des Christentums ab, dem sich alle Menschen, gleich welcher Religion, unterwerfen müßten. Zudem soll das Humboldt-Forum ein Ort werden, an dem der Kolonialismus aufgearbeitet wird. Die christlichen Insignien würden das angeblich als Symbole kolonialer Unterwerfung erschweren.
Peter Hahne: Roth hat pechschwarzen Bildungsnotstand
Der ehemalige ZDF-Journalist Peter Hahne, der 16 Jahre lang im Leitungsgremium der Evangelischen Kirchen (EKD) in Deutschland saß, hält Roths Vorhaben für grotesk. „In den USA käme nie jemand auf die Idee, ‘In God we trust’ von den Dollarnoten zu streichen. Bei Roth leuchtet pechschwarzer Bildungsnotstand“, kritisierte er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Selbst die EKD habe bekundet, kein Interesse an dem Kreuz auf der Kuppel zu haben. Hahne hatte bereits in seiner Baseler Rede prognostiziert: „Wer heute Winnetou verbietet, verbietet morgen die Bibel.“
Schon im vergangenen Jahr war immer wieder über die Kuppelinschrift diskutiert worden. Die Bundesstiftung des Humbold Forums hatte sich im Oktober 2021 von dem Bibeltext distanziert. Der Initiative „Leuchtturm Berlin“ ging das nicht weit genug. Die Initiatoren Sven Lochmann und Konrad Miller forderten damals, es bei Anbruch der Dunkelheit mit Auszügen aus dem Grundgesetz und der Menschenrechtserklärung zu überblenden. (zit)