BERLIN. Auf die deutschen Beitragszahler könnte eine deutliche Beitragserhöhung der Kranken- und Pflegeversicherung zukommen. Durchschnittlich droht der Jahresbeitrag um über 450 Euro Netto anzusteigen, schätzt eine Untersuchung der Bild. Grund für den im Raum stehenden Anstieg sind Milliardendefizite in den Kassen.
Demnach fehlen bis Ende 2024 bei der sozialen Pflegeversicherung 7,3 Milliarden Euro. Alleine vier Milliarden Euro werden durch Maßnahmen gegen Covid19 fällig, schätzt der GKV-Spitzenverband, die Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland. „Wenn der Bund diese Lücke nicht auffüllt, muß der Beitrag um 0,35 Punkte steigen“, rechnet der stellvertretende GKV-Vorstandsvorsitzende Gernot Kiefer vor.
Inflation, Einwanderung und Wirtschaftsflaute lassen Beiträge steigen
Noch schlimmer sieht es bei den Krankenversicherungen aus. Hier droht sogar ein Milliardenloch in Höhe von 25 Milliarden Euro aufzureißen und eine Beitragserhöhung um 1,5 Prozent, wie die Bild ausrechnet. Bisher ging Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von einem Fehlbetrag von 17 Milliarden Euro aus, jedoch wurden hier noch nicht die Kosten der derzeitigen Rekordinflation berücksichtigt.
Höhere Einkaufspreise für Arztpraxen und Krankenhäuser werden sich auch für das Gesundheitssystem bemerkbar machen. Auch Asylsucher aus der Ukraine werden die Kassen zusätzlich belasten. Sollte es im Herbst zu einer Wirtschaftsflaute und damit zu weniger Beitragszahlern kommen, droht sich die Krise sogar noch zu verschärfen.
Die Kritik am Gesundheitsminister wächst, der das Thema bisher vernachlässigt habe. „Lauterbach muss jetzt gemeinsam mit dem Bundesfinanzminister den 70 Millionen Versicherten die Frage beantworten, ob und wie er den drohenden Beitrags-Tsunami noch verhindern will“, forderte der Krankenkassenchef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. (JF)