DUESSELDORF. Im Prozeß gegen Angehörige der Clanfamilie Al-Z. vor dem Düsseldorfer Landgericht haben zuständige Behörden womöglich großzügig über Verdachtsmomente hinweggesehen. Obwohl die schwerreiche Familie einen aufwendigen Lebensstil führte, wurden Angehörigen Transferleistungen von fast einer halben Million Euro bewilligt.
Wie sich nun herausstellte, waren die eingereichten Anträge teilweise kaum ausgefüllt und Adressen unvollständig. „Die Familie war komplett unauffällig“, sagte dennoch der als Zeuge geladene Fachleiter für Rückforderungen des Leverkusener Jobcenters, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. „Vor den Hinweisen der Polizei hatten wir keinen Grund, von Leistungsbetrug auszugehen.“
Clans halten Essener Polizei in Atem
Warum Sachbearbeiter nicht stutzig wurden, weil die Formulare mit unterschiedlichen Handschriften ausgefüllt worden waren, erklärte der Zeuge damit, daß beim Ausfüllen häufig fremde Hilfe in Anspruch genommen werde. „Entscheidend ist für uns, daß der Antrag unterschrieben ist. Wer ihn ausgefüllt hat, ist uns gleich“, sagte er.
Aber auch bei den Unterschriften kamen demnach Ungereimtheiten zutage. Nach Hinweisen von Verteidigern, daß sich auch die Unterschriften im Fall einer Antragstellerin überhaupt nicht ähnelten, sagte der Zeuge: „Wir prüfen nicht, ob sich die Unterschrift geändert hat.“ Angehörigen der Familie Al-Z. wird neben bandenmäßiger Sozialhilfebetrug unter anderem Geldwäsche, Erpressung, Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Nordrhein-Westfalen hat ein erhebliches Problem mit eingewanderten Clanfamilien. Beispielsweise halten zwei rivalisierende arabische Großfamilien seit mehreren Tagen die Polizei in Essen in Atem.