BERLIN. Die Erstanträge auf Asyl in Deutschland sind in den ersten neun Monaten des Jahres um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bis Ende September verzeichnete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge laut eigener Angaben 135.000 entsprechender Gesuche. Hinzu kommen knapp 20.000 Folgeanträge, was eine Gesamtzahl von 154.557 Anträgen ergibt.
Demnach gingen bei den Behörden allein im September knapp 19.000 Erstanträge von Asylbewerbern ein. Die meisten stammen von Personen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Flüchtlinge aus der Ukraine werden wegen des für sie angewandten vereinfachten Verfahrens separat erfaßt. Aus dem osteuropäischen Land kamen von Februar bis August weitere 952.000 Personen nach Deutschland.
Faser verlängert Grenzkontrollen
Die Unterbringung der Asylbewerber bereitet den Kommunen immer größere Sorgen. Am Montag hatte die Berliner Integrationssenatorin Katja Kipping (Linkspartei) wegen der steigenden Flüchtlingszahlen Alarm geschlagen. „Die Situation ist enorm schwierig.“ In der Hauptstadt sind laut der Nachrichtenagentur dpa in den ersten neun Monaten des Jahres bereits 12.237 Flüchtlinge angekommen. Das sind etwas mehr als im gesamten Vorjahr.
Angesichts der steigenden Asyl-Zahlen kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach Gesprächen mit den Städten und Gemeinden an, die Grenzkontrollen der Bundespolizei zwischen Bayern und Österreich über den November hinaus zu verlängern. Über das Mittelmeer und die Balkanroute kämen immer mehr Menschen nach Deutschland. „Das macht mir Sorge“, sagte Faeser.
CDU: Asylbewerber aus Afrika werden zur Belastung
Die Innenministerin forderte die serbische Regierung auf, den Zustrom von Asylsuchenden in die EU zu stoppen. „Um es klar zu sagen, die Visa-Praxis Serbiens ist inakzeptabel, auch diese trägt zu der Bewegung auf der Balkanroute bei.“ Die Regierung in Belgrad läßt derzeit unter anderem Tunesier und Inder ohne Visum ins Land, die dann oft versuchen, in die EU einzureisen.
🔴 LIVE: Pressekonferenz nach Spitzengespräch zur aktuellen Flüchtlingslage mit Innenministerin @nancy_faeser, dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz der Länder Joachim Herrmann (@BayStMI) und @staedtetag-Präsident Burkhard Jung. https://t.co/AOuhaU2eTG
— Bundesministerium des Innern und für Heimat (@BMI_Bund) October 11, 2022
Auch bei der Union lassen die steigenden Zahlen aus Nordafrika die Alarmglocken schrillen. „Der kommende Winter der Energieknappheit wird für die Bürger mit großen Härten verbunden sein. Da dürfen nicht zusätzliche finanzielle Lasten oder Einschränkungen des öffentlichen Lebens, beispielsweise durch die Belegung öffentlicher Einrichtungen mit Asylbewerbern aus Nordafrika, hinzukommen“, warnte der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates Wolfgang Steiger gegenüber der BILD-Zeitung. Bisher sei noch nicht einmal die Integration der Asylsuchenden aus den Jahren 2015 und 2016 gelungen. (ag/ho)