Energiemangel, Inflation, Ukraine-Politik – die Krisen in diesem Land verschärfen sich, die Befürchtungen vieler Politiker wachsen. Kommt es im Winter zu Massendemonstrationen auf den Straßen? Noch ist die Lage vergleichsweise ruhig, wenngleich die ersten Proteste bereits anziehen. Am Wochenende versammelte auch die AfD rund 10.000 Personen in Berlin, um gegen die aktuelle Regierungspolitik zu demonstrieren. Zeitgleich zogen in Brandenburg an der Havel unter dem Motto „Bezahlbarer Lebensunterhalt für Alle“ rund 800 Unzufriedene auf die Straße. Am Sonntag nahmen im sächsischen Plauen etwa 3.000 Menschen an einer Demonstration gegen die extremen Energiekosten teil.
Seit einigen Wochen haben dazu auch die Montagsspaziergänge wieder eingesetzt, die im vergangenen Winter zu Hochzeiten über 300.000 Menschen auf die Straßen trieben. Doch wie sieht es zurzeit aus? Die JF fragte bei Innenministerien und Polizeistellen der einzelnen Bundesländer nach den Teilnehmerzahlen der Montagsdemonstrationen am 10. Oktober. Und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während es im Osten bereits brodelt, ist im Westen nur wenig Lust am Demonstrieren zu verspüren.
Über 90.000 Personen auf den Demonstrationen am Montag
Insgesamt demonstrierten am Montag bundesweit mindestens 90.000 Personen, der Großteil davon im Osten des Landes. Am häufigsten gehen die Leute weiterhin in Sachsen auf die Straße. Im Freistaat fanden am Montag ganze 106 Versammlungen statt, an denen rund 27.400 Personen teilnahmen. In Dresden, Leipzig, Bautzen, Wurzen, Freiberg oder Chemnitz reißt der Protest nicht ab.
Ähnliche Zahlen gibt es auch in Thüringen. Hier versammelten sich bei 38 Veranstaltungen rund 27.000 Teilnehmer.
Unter dem Motto „Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung“ gingen auch gestern bundesweit wieder zehntausende Menschen auf die Straße. In fast allen größeren Städten, wie hier in Altenburg, sind die Montagsspaziergänge inzwischen vierstellig.
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— Franz Branntwein™ 🍀 (@FranzBranntwe10) October 11, 2022
Etwa 11.200 Menschen sind am Montag in Sachsen-Anhalt gegen die hohen Preise, den Ukraine-Krieg und die Energiepolitik der Bundesregierung auf die Straße gegangen. Die meisten Teilnehmer gab es laut Innenministerium mit rund 1.350 in Aschersleben, dahinter folgten Magdeburg (1.200) und Halle (1.000).
Auch in Brandenburg herrscht Unmut. Hier gab es am Montag 44 Versammlungen mit thematischem Bezug zur Coronapolitik, dem Rußland-Ukraine-Krieg sowie der Klima- und Energiepolitik. Nach groben Schätzungen der Polizei beteiligten sich rund 10.500 Personen. Die größte Teilnehmerzahl verzeichnete Frankfurt/Oder mit 1.500 Demonstranten.
Das Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern zählte 29 Veranstaltungen, die von 8.789 Teilnehmern besucht wurden. Die größten Montagsdemonstrationen gingen dabei in Schwerin (2.350 Personen) und Wismar (1.000 Personen) über die Bühne.
Im Süden Deutschlands trafen sich in Baden-Württemberg knapp 3.000 Demonstranten auf 45 Kundgebungen.
In Berlin fanden in verschiedenen Bezirken neun Versammlungen mit knapp 570 Teilnehmern statt.
Neun Demonstrationen gab es am Montag auch in Hamburg, wenngleich die Teilnehmerzahl mit 1.200 Personen fast doppelt so hoch lag.
Eine ähnliche Anzahl zog auch in Niedersachsen auf die Straße. Bei insgesamt 29 Versammlungen, die sich thematisch auf die Corona-Pandemie bezogen, fanden sich 1.350 Personen ein.
Insgesamt 14 Versammlungen von Corona-Maßnahmenkritikern wurden in Rheinland-Pfalz gezählt. An ihnen nahmen 492 Personen teil.
In Schleswig-Holstein herrscht kaum Betrieb. Nur 215 Leute protestierten am Montag. In Lübeck fanden sich am Montag 140 Leute ein, dazu sammelten sich kleinere Protestaktionen in Plön, Preetz und Itzehoe mit zusammen 75 Teilnehmern.
Auch in Bremen geht es gemütlich zu. Auf die Bremer Montagsdemo zum Thema „Probleme und Widersprüche in der Politik der Bundes- und Länderregierungen“ wagten sich nur 30 Personen.
Im Saarland versammelten sich immerhin noch neun Personen.
(ha/mp)