BERLIN. Der scheidende Außenminister Heiko Maas (SPD) hat für eine pragmatische deutsche Außenpolitik plädiert. Die Zeit sei reif, für ein „Ende der Illusionen“, sagte er auf einer Veranstaltung der Körber Stiftung.
Er empfehle der Bundesrepublik eine „neue politische Nüchternheit, für undogmatische Zuversicht und für einen pragmatischen Realismus“. Sachlichkeit statt Angst oder Übermut bilde die richtige Grundlage für eine Analyse der Lage Deutschlands in der Welt.
Viele Fortschrittsideen seien ins Wanken geraten
Das Land habe in den vergangenen zehn Jahren eine Epoche internationaler Krisen durchlebt, die viele Gewißheiten der Deutschen erschüttert hätten. Die Bundesrepublik befinde sich mitten in einer wirtschaftlichen Globalisierung und gesellschaftlichen Liberalisierung. Die Phänomene hätten neue Möglichkeiten geschaffen, aber auch die politische Polarisierung befeuert.
Insbesondere nach der Finanzkrise 2008 gerieten laut Maas viele Fortschrittsideen ins Wanken. So auch, Staaten weltweit vom westliche Demokratiemodell überzeugen zu können. Dieser Versuch sei in Afghanistan gescheitert.
Maas plädiert für weitere Auslandseinsätze
Auch wenn der Einsatz dort ein Mißerfolg gewesen sei, müsse Deutschland „international weiter Verantwortung übernehmen“. Dazu gehöre etwa die Abwehr terroristischer Gefahr, die innerhalb kürzester Zeit auch auf die Bundesrepublik übergreifen könne. Solche Bedrohungen rechtfertigten auch künftig Bundeswehr-Auslandseinsätze, die aber klar definierten deutschen Interessen entsprechen müßten.
Das Land habe einen guten Stand in der Welt, sei wirtschaftlich stark, gesellschaftlich stabil und staatlich handlungsfähig. Viele mahnende Prognosen der vergangenen Jahre hätten sich nicht bewahrheitet. „Weder die Europäische Union, die Nato noch der Westen sind zerbrochen“, verdeutlichte der SPD-Politiker. (zit)