BERLIN. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hat eine stärkere Einwanderung nach Deutschland gefordert. „Wir brauchen 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Also deutlich mehr als in den vergangenen Jahren“, sagte der frühere Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium der Süddeutschen Zeitung. „Von der Pflege über Klimatechniker bis zu Logistikern und Akademikerinnen: Es werden überall Fachkräfte fehlen.“
Durch die demographische Entwicklung nehme die Zahl der erwerbsfähigen Personen im typischen Berufsalter bereits in diesem Jahr um 150.000 ab. In den nächsten Jahren werde es noch „viel dramatischer“, warnte Scheele. „Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus.“ Das Problem sei nur mit einer deutlich höheren Zuwanderung in den Griff zu bekommen.
Scheele auch für Aufnahme von Afghanistan-Migranten
Explizit sprach der frühere SPD-Politiker auch von Migranten aus Afghanistan. „Wenn sich Flüchtlinge aus Afghanistan auf den Weg machen, sollte Deutschland seinen Beitrag leisten, um sie aufzunehmen.“ Es gehe ihm nicht um Asyl, „sondern um gezielte Zuwanderung für die Lücken am Arbeitsmarkt“. Darüber hinaus müsse die Bundesregierung dafür sorgen, daß sich Ungelernte qualifizierten und Arbeitnehmer mit unfreiwilliger Teilzeit länger arbeiten könnten.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wanderten im vergangenen Jahr 209.000 Personen netto nach Deutschland ein. Dennoch wuchs die Bevölkerung erstmals seit fast zehn Jahren nicht mehr an. In der Vergangenheit hatten sich mehrere Verbände und Politiker für mehr Zuwanderung ausgesprochen, um frei werdende Arbeitsplätze zu besetzen.
Auch FDP fordert Massenzuwanderung
Der stellvertretende FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Dürr sagte im Juni der Zeit, Deutschland brauche eine Zuwanderung von rund 500.000 Menschen pro Jahr, um den derzeitigen wirtschaftlichen und sozialen Standard zu halten. „Das ist schlichte Mathematik. Wenn wir die Schuldenbremse einhalten und die Beiträge zu den Sozialversicherungen stabil halten wollen, geht es nicht anders. Und die Zahl ist auch nicht unrealistisch – 2019 hatten wir eine Nettozuwanderung von 320.000 Menschen.“
500.000 Personen entsprechen ungefähr der Einwohnerzahl der Großstädte Duisburg oder Nürnberg. (ls)