ERFURT. Der Vizefraktionschef der CDU im Thüringer Landtag, Michael Heym, hat die Einmischung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten scharf kritisiert. „Da habe ich mich an tiefste DDR-Zeiten erinnert gefühlt“, sagte Heym der Nachrichtenagentur dpa.
Gleichzeitig räumte Heym mit der Vorstellung auf, die Wahl Kemmerichs mit den Stimmen von AfD, CDU und FDP sei überraschend gekommen. „Es war der gesamten Fraktion bekannt, daß das passieren kann“, betonte er. Es sei eine „kollektive Entscheidung“ gewesen, auf die man sich einstimmig geeinigt habe. Heym unterstrich, daß es sich um eine demokratische Wahl gehandelt habe, die „nicht schlimm“ gewesen sei.
FDP stellte über 100 Strafanzeigen
Nach der Wahl Kemmerichs wurde vor allem die FDP zum Opfer einer Welle des Hasses. So attackierten mutmaßliche Linksextremisten das Haus der mecklenburg-vorpommerischen FDP-Politikerin Karoline Preisler mit Feuerwerkskörpern. Sie und ihre kleine Tochter mußten daraufhin fliehen. Die Hamburger FDP meldete, unzählige ihrer Plakate für den Landtagswahlkampf seien zerstört worden.
Kemmerich, der am vergangenen Wochenende sein Amt als Ministerpräsident aufgegeben hatte, erhalte rund um die Uhr Personenschutz, teilte die FDP dem Tagesspiegel mit. „Auch seine Familie wird bedroht und muß geschützt werden.“ Die Thüringer Landesgeschäftsstelle werde bewacht. Die Partei habe bereits mehr als 100 Strafanzeigen gestellt. (tb)