FRANKFURT/MAIN. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Fritz Keller, hat sich gegen den Ausschluß von Spielern aus der Nationalmannschaft ausgesprochen, falls diese AfD-Mitglied sein sollten. „Die AfD ist eine nach demokratischen Regeln gewählte Partei, ob uns das paßt oder nicht. Wir haben kein Recht, ein AfD-Mitglied auszuschließen“, sagte er der F.A.Z. Zugleich äußerte er: „Zum Glück hatten wir den Fall noch nicht.“
Der Sportfunktionär erteilte einem Boykott der nächsten Fußballweltmeisterschaft im autoritär regierten islamischen Wüstenstaat Qatar eine Absage. „Die Wahl von Qatar ist in vielerlei Hinsicht unglücklich. Aber wir können dort mit unserer Anwesenheit die progressiven Kräfte stützen.“ Die Nationalmannschaft spiele nicht für Regierungen, „wir spielen für die Menschen“. Der Fußball sei auch ein Hoffnungsträger. „Boykotte bringen nichts.“
Keller warnte zudem vor einer Politisierung des Sports. Allerdings müsse die Popularität des Fußballs genutzt werden, „um künftigen Generationen Vorbild zu sein“. Dazu gehöre auch, den Fußballern in den Stadien einen Rahmen zu geben. In dem Zusammenhang lobte er ausdrücklich die Stellungnahme von Bundesligaspielern für die „Black Lives Matter“-Bewegung. „Wir müssen dankbar sein, wenn junge Leute für Werte, für die wir alle stehen, auch als Sportler eintreten.“
DFB-Präsident fordert Einstehen für „klare Werte“
Zwar habe es in der jüngsten Vergangenheit einen Identifikationsverlust der Fußballfans mit der Nationalmannschaft gegeben, räumte Keller ein. Aber es gebe auch zahlreiche Aktivitäten aus der Mannschaft, die für Fannähe und soziale Verantwortung stünden. Als Beispiele nannte der DFB-Präsident Engagement beim „Kampf gegen Rassismus“.
Keller legte Wert darauf, daß der Fußballverband nicht populistisch sein dürfe und für klare Werte stehe. Daher ärgere er sich auch über den Kurzstreckenflug der Nationalmannschaft zum Spiel in die Schweiz. „Da verlieren wir an Glaubwürdigkeit bei einem sehr wichtigen Thema, vor allem bei der jungen Generation.“
Im September vergangenen Jahres hatte Keller von den Vereinen der Bundesliga eine verpflichtende Förderung des Frauenfußballs gefordert. Im November 2019 zeichnete der DFB die Düsseldorfer Punk-Rockgruppe „Die Toten Hosen“ für ihr Engagement gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit aus. (ag)