BERLIN. Die Bundesregierung hat für ihre Videos, die in der Corona-Pandemie dazu aufrufen, zu Hause zu bleiben, ein geteiltes Echo erhalten. Die Vize-Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Beatrix von Storch, kritisierte die Kurzfilme auf Twitter scharf: „Die Bundesregierung meint das ernst. Das ist keine Satire!“ Sie bezeichnete die Kampagne der Großen Koalition als „Propagandakrieg“.
Die Bundesregierung hatte am Wochenende drei kurze Filme veröffentlicht. Darin blicken drei Personen auf das Jahr 2020 und die Corona-Krise zurück. Sie betonen, wie wichtig es gewesen sei, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden. So heißt es in einem Clip: „Waren faul wie die Waschbären. Tage- und nächtelang blieben wir auf unserem Arsch zu Hause und kämpften gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Unsere Couch war die Front, und unsere Geduld war die Waffe.“
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— Steffen Seibert (@RegSprecher) November 14, 2020
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— Steffen Seibert (@RegSprecher) November 15, 2020
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— Steffen Seibert (@RegSprecher) November 16, 2020
Kritik an der Art, wie die Pandemie thematisiert wird, äußerte auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Stephan Thomae. „Ich bezweifle, daß Unternehmer, die gerade vorm Bankrott stehen, gerne ‘faul wie die Waschbaren’ auf der Couch rumliegen.“
Kampagne verspotte Kriegsgeneration
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) lobte die Videos als guten „Tipp aus der Zukunft“. Seine Parteifreundin Sawsan Chebli schwärmte: „So stark. So herzerwärmend. Und so verdammt wichtig.“
In den sozialen Medien erntete die Bundesregierung für ihre Kampagne mit dem Hashtag „Besondere Helden“ auch Widerspruch für die Wortwahl der Filme, die an Zeitzeugenberichte der Kriegsgeneration erinnere. „Ich bin noch nicht ganz sicher, wie ich das hier finde. Viele feiern es ja. Aber mein Gefühl ist eher dieses: Erzählungen und Trauma der Kriegsgeneration zu verballhornen und derart zu instrumentalisieren, läßt mich entsetzt und fassungslos zurück“, schrieb der stellvertretende Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, Burkhard Ewert, auf Twitter.
Die im Stil von historischen Zeitzeugenberichten gestalteten Passagen der Videos erregten auch Unmut bei einigen Nutzern, da sie zum Volkstrauertag am Sonntag erschienen. An diesem Tag wird der Gefallenen der Kriege gedacht. (ag)