BERLIN. Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat den Umgang der Sozialdemokraten untereinander kritisiert. „Eine Partei, die nicht lernt, eigene Regierungs-Leistungen auch zu loben, sondern durch ein Klima der Unzufriedenheit, der Verdächtigungen und des Hasses geprägt ist, wird keine Zukunft haben“, sagte er dem Tagesspiegel.
Thierse sieht seine Partei nach der Nominierung von Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken für den Parteivorsitz in einer Zwangslage. Ein Verbleib in der Großen Koalition beschädige die Glaubwürdigkeit der beiden. Denn sie hätten den Mitgliederentscheidung mit einer gegenteiligen Erwartung gewonnen. Ein Ausstieg wiederum gefährde Erfolge der Sozialdemokraten, wie „die Grundrente, ein Hauptprojekt der SPD, für das sie lange gekämpft hat“.
Zugleich warnte der ehemalige Bundestagsabgeordnete die SPD vor vorgezogenen Neuwahlen. Sollte sie jetzt das Regierungsbündnis mit der Union beenden, werde sie beim nächsten Urnengang abgestraft. „Sieger wird mit Sicherheit nicht die SPD sein, sondern vor allem die AfD und die Grünen.“ (ag)