KIEL. Die AfD-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein hat die Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein aus der Fraktion ausgeschlossen. Das bestätigte Sayn-Wittgenstein am Dienstag beim Verlassen der Fraktionssitzung der Nachrichtenagentur dpa. „Ich bin ausgeschlossen worden“, sagte die 64jährige. Nach Informationen der JUNGEN FREIHEIT stimmten vier der insgesamt fünf AfD-Fraktionsmitglieder für ihren Ausschluß.
Anlaß ist das Verhältnis der Landesvorsitzenden zum Verein „Gedächtnisstätte“. Der Thüringer Verfassungsschutz wirft diesem vor, „unter dem Deckmantel des Gedenkens an die deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs“ rechtsextremes und geschichtsrevisionistisches Gedankengut zu verbreiten. Es besteht ein Unvereinbarkeitsbeschluß zwischen der Mitgliedschaft in der AfD und der im Verein „Gedächtnisstätte“
Sayn-Wittgenstein bestreitet Mitgliedschaft
Nach einem Bericht der Welt soll Sayn-Wittgenstein 2014 zur Unterstützung der Gedächtnisstätte in Thüringen aufgerufen haben. In dem Text, der auch der JF vorliegt, heißt es unter anderem: „Für unser ganzes Volk ist die Zeit gekommen, grundsätzlich umzudenken. Fast 70 Jahre Krieg und Entmündigung sind genug. Geben Sie der Gedächtnisstätte daher die verdiente Unterstützung, damit von dort weitere Impulse zur Selbstbestimmung des deutschen Volkes ausgehen können und werden Sie Mitglied!“
Als sie in der Fraktion auf den Bericht angesprochen wurde, habe sie laut Fraktionschef Jörg Nobis erklärt, sie sei seit Jahren Mitglied in dem Verein. Sayn-Wittgenstein bestreitet dies. Sie habe nie dem Verein angehört, sagte sie dem NDR. Sie habe lediglich zu dessen Unterstützung aufgerufen.
Die AfD-Landesvorsitzende wird dem rechten Parteiflügel zugeordnet. Auf dem Bundesparteitag im vergangenen Dezember in Hannover hatte sie überraschend gegen den Berliner AfD-Chef Georg Pazderski für das Amt des zweiten Bundesvorsitzenden kandidiert und fast gegen diesen gewonnen. Nach Beratungen zogen beide daraufhin ihre Kandidaturen zurück. Der Parteitag wählte im Anschluß Alexander Gauland zum zweiten Parteisprecher. (krk)