KÖLN. Der Moscheen-Dachverband Ditib hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach Imame in Deutschland für einen türkischen Sieg in Syrien gebetet hätten. „Ein Aufruf zu bestimmten Gebeten in den Gemeinden erfolgte nicht“, teilte ein Sprecher des Islamverbands mit. Zuvor hatte Spiegel Online vermeldet, es habe Aufforderungen gegeben, in deutschen Moscheen für eine siegreiche türkische Offensive gegen kurdische Milizen zu beten.
„Welche Gebete gesprochen werden, entscheiden die Gemeinden aller Religionsgemeinschaften selbst“, erläuterte der Sprecher von Ditib. Dies sei Teil des grundgesetzlich geschützten Bereichs der Religionsfreiheit. „Eine Beeinflussung der Gebete wäre rechtswidrig.“ Der Verband verurteile „jede Art von Zwietracht und Ungerechtigkeit, jede Art von Terror, Gewalt und Aufruf zu Gewalt“, hieß es weiter.
Türkische Moscheen beten für den „Sieg“
Laut Spiegel Online hatte die türkische staatliche Religionsbehörde Diyanet am Wochenende die Imame in ihren Moscheen dazu aufgerufen, die 48. Sure im Koran zu rezitieren. Auf Arabisch heißt sie „Al-Fath“, auf Deutsch bedeutet das so viel wie „Der Sieg“.
Auch in Deutschland hätte der Islamverband Ditib, deren Imame der Diyanet unterstellt sind, auf seinen Facebook-Seiten zum Gebet für den Sieg aufgerufen. Man werde dafür beten, daß „unsere heldenhafte Armee und unsere heldenhaften Soldaten siegreich sein werden“, habe etwa ein Imam im baden-württembergischen Bad Wurzach geschrieben. Auch der Religionsattaché der türkischen Botschaft in Berlin, Ahmet Fuat Candir, verfaßte laut dem Bericht ähnliche Beiträge.
Mehrere Politiker äußerten daraufhin scharfe Kritik. Wenn die Medienberichte zuträfen, hätte Ditib am Wochenende ein weiteres Beispiel für ihre „Hörigkeit gegenüber der Türkei“ geliefert, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Stephan Mayer. „Dieser ausländische Einfluß auf die islamischen Gemeinden in Deutschland ist inakzeptabel.“
Angriffe auf zwei Moscheen von Ditib
Derweil verurteilte der Islamverband die Angriffe auf zwei ihrer Moscheen in Minden und Leipzig. Dort waren in der Nacht zum Montag Fenster eingeschmissen worden und die Wände mit PKK-Schriftzügen beschmiert worden.
Im Internet bekannte sich eine linksextreme Gruppe zu dem Anschlag in Sachsen. Er sei eine Reaktion auf den Einmarsch der türkischen Armee in die syrischen Kurdengebiete, hieß es zur Begründung. Der Moscheeverband sprach von einer hohen „kriminellen Energie terroristischer Gruppen und ihrer Sympathisanten“. (ha)