BERLIN. Facebook hat den Politologen Hamed Abdel-Samad wegen eines islamkritischen Beitrags für drei Tage gesperrt. Der Rechtsanwalt und Publizist Joachim Steinhöfel kritisierte das Vorgehen des Unternehmens scharf. „Die Löschung des klugen und lesenswerten Textes von Hamed Abdel-Samad und seine Sperrung sind ein neuer Höhepunkt in der an Komplettversagen reichen Geschichte von Facebook“, sagte Steinhöfel gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Anlaß für die Sperre sei ein Text, in dem Abdel-Samad junge Moslems kritisiert, nur die Vorzüge des Westens zu genießen, ohne dessen Freiheit zu verteidigen. Der Autor, der nach Morddrohungen radikaler Moslems unter Polizeischutz lebt, erfuhr am Mittwoch von der Maßnahme während seiner Teilnahme an der Islamkonferenz, wie Steinhöfel berichtete.
Ich habe gerade mit @hamed_samad, der in der Islamkonferenz sitzt, telefoniert. Er ist sauer. Ich bin es auch. Und das hat üblicherweise Konsequenzen. pic.twitter.com/KOECiptmPX
— Steinhoefel (@Steinhoefel) 28. November 2018
Steinhöfel stellte einen Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung gegen Facebook. In der Vergangenheit konnte sich der Jurist wiederholt gegen das soziale Netzwerk durchsetzen. Er rechne auch in diesem Fall mit einem Erfolg. „Wir haben hart und schnell reagiert“, betonte Steinhöfel. Durch die Sperrung solle „ausgerechnet ein herausragender Repräsentant des liberalen und säkularen Islam mundtot gemacht“ werden. Der Vorgang sei „so skandalös wie beschämend“.
Zudem warf er der Kommunikationsplattform vor, die Minimalanforderungen an eine vernünftige Organisation nicht zu erfüllen. Ein professionell organisiertes Unternehmen wisse, wer Hamed Abdel-Samad sei. Prominente Profile mit über 100.000 Followern dürften nicht von offenkundigen Dilettanten verwaltet werden.
Die Rechtsanwältin und Islamkritikerin Seyran Ates warf Facebook vor, sich durch die Sperrung zum Komplizen von Islamisten zu machen.
Unfassbar: #Facebook als Erfüllungsgehilfe von Islamisten!
Ich sitze mit @hamed_samad bei der Berliner #Islamkonferenz zusammen, da erscheint auf seinem Handy ein Hinweis:
Sein Konto wurde für einen kritischen Kommentar drei Tage deaktiviert.https://t.co/TCHsGSthzc pic.twitter.com/BRzoNHWbgS— Seyran Ates (@SeyranAtes) 28. November 2018
(ag)