BERLIN. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat mit einer erheblichen Sicherheitslücke zu kämpfen. Offenbar haben über 5.000 Mitarbeiter Zugang zum internen System „Maris“, in dem mehr als zwei Millionen Asylakten elektronisch gespeichert sind. Gleichzeitig könne kaum nachvollzogen werden, wer von den Angestellten welche Informationen aufruft, berichten Welt und Nürnberger Nachrichten (NN).
Grundsätzlich könne jeder Zugriffsberechtigte Name, Aktenzeichen oder Wohnort der gespeicherten Personen einsehen. Ein Mitarbeiter werde im System nur sichtbar, wenn er eine Akte verändere. Ruft er sie jedoch lediglich zum Lesen auf, werde der Vorgang nur auf dem jeweiligen Rechner gespeichert und spätestens nach drei Monaten gelöscht.
Informationsquelle für ausländische Nachrichtendienste
Experten sprechen von einem Einfallstor für ausländische Nachrichtendienste, die vergleichsweise leicht und unentdeckt an Informationen über Dissidenten gelangen könnten. Laut Welt und NN erfuhren mehrere türkische Asylbewerber kurz nach Einreichen ihres Asylantrags in Deutschland, daß sie von Medien in ihrer Heimat diffamiert wurden. Demnach könnten Informationen nach Ankara weitergeleitet geworden sein.
Auf die Frage, ob dies geschehen sei, habe das zuständige Bundesinnenministerium nur ausweichend geantwortet. Die Behörde verwies jedoch darauf, daß die Bundesregierung alles unternehme, um Asylbewerber vor Repressalien zu schützen. Das Bamf kündigte an, ab Frühjahr kommenden Jahres lesende Zugriffe nicht mehr nur auf dem jeweiligen Computer, sondern auch zentral auf einem Server zu speicher. (ha)