BERLIN. Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat ihre Moskau-Reise verteidigt. „Es ist wichtig für uns, gute Kontakte ins Ausland zu haben. Auch nach Moskau. Um eben solche Kontakte herzustellen und zu intensivieren, bin ich nach Rußland gereist“, sagte Petry der JUNGEN FREIHEIT.
Zuvor war bekanntgeworden, daß Petry sich am Montag mit dem Duma-Präsidenten Wjatscheslaw Wolodin in Moskau getroffen hatte. Anwesend dabei war auch der russische rechtsextreme Politiker Wladimir Schirinowski. Dies hatte im AfD-Vorstand für Unmut und Irritation gesorgt.
AfD-Vize Alexander Gauland sagte der JF, er hätte es begrüßt, wenn er im Vorfeld über die Reise informiert worden wäre. „Kontakte nach Rußland halte ich für richtig und wichtig. Ich habe auch kein Problem damit, daß Marcus Pretzell auf der Krim war. Ich selbst hatte schon mal Alexander Dugin getroffen, der ja als Spiritus rector von Putins Außenpolitik gilt. Aber im Fall von Schirinowski sehe ich eine Grenze überschritten.“
Meuthen: „Schirinowski ist kein adäquater Gesprächspartner“
Schirinowski habe in der Vergangenheit Dinge gesagt, für die Björn Höcke dreimal aus der AfD ausgeschlossen worden wäre, kritisierte Gauland. „Und damit bekommt die Sache für mich dann einen falschen Touch: Man kann doch nicht Höcke für weitaus harmlosere Aussagen aus der Partei drängen und sich dann mit jemandem wie Schirinowski treffen!“
Ähnlich äußerte sich auch Petrys Co-Sprecher Jörg Meuthen: Das Treffen in Moskau an sich sei kein Problem. „Aber Schirinowski ist eindeutig kein adäquater Gesprächspartner.“
Dem hielt Petry entgegen: „Hätte ich gewußt, daß Herr Schirinowski auch dabei sein würde, hätte ich dem Treffen nicht zugestimmt. Ich teile weder seine Äußerungen noch seine Ansichten.“
Die Einladung sei von der Moskauer Bezirksregierung ausgesprochen worden. „Es ging um Wirtschaftsbeziehungen zu Sachsen, aber auch zu anderen Bundesländern sowie gemeinsame Bildungsprojekte“, erläuterte die AfD-Chefin.
„Es war Vertraulichkeit vereinbart“
So wolle die Moskauer Bezirksregierung beispielsweise die Verbreitung der deutschen Sprache in der Region vorantreiben und wünsche sich im Gegenzug, daß auch in Deutschland wieder mehr Russisch gesprochen werde, so, wie es zu DDR-Zeiten der Fall gewesen sei.
Es sei im Vorfeld von einem Treffen im kleinen Kreis mit Duma-Präsident Wolodin die Rede gewesen. Dieser habe dann aber am Montag unangekündigt weitere Duma-Mitglieder wie Ausschußvorsitzende und seinen Stellvertreter mitgebracht. Unter diesen sei auch Schirinowski gewesen. „Ich war davon nicht begeistert, aber als Gast kann ich nicht darauf bestehen, jemanden aus dem Raum zu schicken.“ Über das Treffen sei von beiden Seiten Vertraulichkeit vereinbart worden. „Darauf drängten sowohl die russische Seite als auch ich. Insofern ärgere ich mich darüber, daß dies nun einseitig gebrochen wurde.“
Petry: Kritik Gaulands ist unlauter
Petry sagte, sie habe mit ihrer Reise nach Moskau gegen keine innerparteilichen Vereinbarungen verstoßen. Es gebe einen Vorstandsbeschluß aus der vergangenen Woche, laut dem die beiden Bundesvorsitzenden im nachhinein über vertrauliche Auslandskontakte von Mitgliedern des Bundesvorstands informiert werden müßten. Dies habe sie getan, nur sei das Treffen eben auch vorschnell von der Duma publik gemacht worden.
Diesem Vorstandsbeschluß habe auch Gauland zugestimmt, betonte Petry. „Insofern finde ich es unlauter, daß Herr Gauland dieses Treffen nun für einen innerparteilichen Dissens im Fall Björn Höcke nutzt. Das überraschende Zusammentreffen mit Wladimir Schirinowski hat nichts mit dem Agieren Björn Höckes innerhalb der AfD und seinen wiederholten inakzeptablen Äußerungen zu tun.“ (krk/vo)