BERLIN. Die Räumung eines Altenheimes im Berliner Bezirk Reinickendorf empört Betroffene und Anwohner. Das Marie-Schlei-Haus soll in Kürze in ein Heim für Asylbewerber umgewandelt werden. Nach Bürgerprotesten schwenken erste Lokalpolitiker um.
Das Marie-Schlei-Haus wird von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betrieben und beherbergte bis vor kurzem etwa 70 teilweise pflegebedürftige Senioren. Inzwischen sind nur noch etwa zwanzig von ihnen übrig. Ein Großteil der Bewohner wurde in andere Senioren- und Pflegeheime umgesiedelt.
Der Grund für die ungewöhnliche Maßnahme, über die sich auch viele Nutzer sozialer Netzwerke empören: Das Marie-Schlei-Haus soll in Kürze in ein Asylbewerberheim umgewandelt werden. Bis zu 220 Personen könnten in dem siebenstöckigen Wohnhaus untergebracht werden, so der Plan der Awo. Die monatlichen Mieteinnahmen würden der Awo schätzungsweise 90.000 Euro pro Monat einbringen. Das haben Recherchen der JUNGEN FREIHEIT ergeben.
Ebenso unzufrieden wie die Bewohner und deren Angehörige sind die Anwohner des Grundstücks. Das Altenheim steht mitten in einer Einfamilienhaussiedlung. Es gab bereits zwei Demonstrationen gegen die Umwidmung des Marie-Schei-Hauses. Bei der jüngsten Kundgebung am Dienstag verkündete der zuständige Bezirksstadtrat Martin Lambert (CDU) mit Blick auf das geplante Asylantenheim: „Aus unserer Sicht ist das Marie-Schlei-Haus nicht die richtige Position.“ Einen entsprechenden Antrag der Awo hatte er kurz zuvor abgelehnt. Im November hatte er sich noch grundsätzlich für die Unterbringungen von Asylbewerbern dort ausgesprochen.
Dennoch geht die Räumung des Marie-Schlei-Hauses weiter. Dieser Prozeß kann kaum noch rückgängig gemacht werden. Den Mitarbeitern wurde bereits gekündigt. Eine Awo-Sprecherin sagte der JF am Donnerstag, es liefen noch Gespräche über die weitere Nutzung des Gebäudes. (rg)