BERLIN. Die Zuwanderung von Ausländern nach Deutschland ist 2010 deutlich angestiegen. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Migrationsbericht 2010 hervorgeht, kamen im vergangenen 683.530 registrierte Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in die Bundesrepublik. 2009 waren es noch 606.314 Personen gewesen.
Auch nach Abzug der Ausländer, die Deutschland im gleichen Zeitraum wieder verließen, bleibt ein Plus von mehr als 150.000 Einwanderern. 2009 waren es 27.000.Der Großteil der gemeldeten Zuwanderer stammt demnach aus Polen. 2010 wanderten 122.797 polnische Staatsbürger in die Bundesrepublik ein. Besonders stark stiegen die Zuzüge aus Rumänien an. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 74.585 rumänische Staatsangehörige nach Deutschland.
Deutsche wandern aus, Rumänen und Bulgaren ein
Damit wurde auch im vierten Jahr nach dem Beitritt zur EU im Jahr 2007 ein deutlicher Anstieg der Zuzüge aus Rumänien verzeichnet (Plus 32,2 Prozent im Vergleich zu 2009). Im Jahr vor dem EU-Beitritt waren lediglich 23.844 Personen aus Rumänien registriert worden, die nach Deutschland zogen.
Drittstärkstes Herkunftsland ist mittlerweile Bulgarien mit 39.387 Einwanderern im Jahr 2010. Auch im Falle Bulgariens beobachtet das Bundesinnenministerium seit dem EU-Beitritt einen „kontinuierlicher Anstieg der Zuzugszahlen“. Im Vergleich zum Vorjahr war 2010 ein Anstieg der Einwanderer um 36,3 Prozent zu verzeichnet worden.
Aus der Türkei, die laut dem Bericht zu Europa gezählt wird, wanderten etwa 30.000 Personen ein. Aus Afrika kamen 30.664, aus Asien 110.265 und aus Amerika 58.191 Menschen nach Deutschland. Die größte Auswanderergruppe stellen dagegen die Deutschen. 2010 kehrten 26.000 mehr deutsche Staatsbürger der Bundesrepublik den Rücken, als wieder heimkehrten.
Integrationsbeauftragte fordert mehr Zuwanderer in der Polizei
Angesichts dieser Zahlen forderte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer (CDU) einen „Nationalen Aktionsplan Integration“. Mit dessen Hilfe soll Menschen aus Zuwandererfamilien der gesellschaftliche Aufstieg erleichtert werden. Dies sei „ein wichtiger Beitrag für die Sicherung des Zusammenhalts in unserem Land“, betonte Böhmer.
Damit künftig mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln im öffentlichen Dienst angestellt werden, will die Integrationsbeauftragte die für die Personalentscheidungen zuständigen Mitarbeiter „besser schulen“. Deutschland brauche „mehr Migranten in Kindergärten und Schulen, bei Polizei und Feuerwehr und in der Verwaltung“, bekräftigte die CDU-Politikerin.
Besonders Sportvereine, die Zuwanderer bisher nicht speziell fördern, sind Böhmer ein Dorn im Auge. So sollen künftig alle Vereine, die Zuwendungen von der Bundesregierung erhalten nachweisen, „daß sie ein besonderes Augenmerk auf die Integration von Menschen legen, die bisher nicht ausreichend erreicht wurden.“ Dies könne durch Programme erreicht werden, in denen Sporttrainer ihre interkulturelle Kompetenz verbessern könnten, schlug die Integrationsbeauftragte vor. (ho)