BERLIN. Türken in Deutschland nutzen kaum die deutschen Medien. Dieses betrifft vor allem das Fernsehangebot. Der bei Türken beliebteste deutsche Sender, der Kinderkanal Super RTL, erreicht bei ihnen lediglich vier Prozent Marktanteil. Kaum wahrgenommen wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Türkischsprachige Fernsehsender machen dagegen einen Marktanteil von insgesamt achtzig Prozent aus. Das berichtet der Tagesspiegel unter Berufung auf einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstitutes „Data 4u“.
Daher hätten in Deutschland lebende Türken zunächst vom Streit um die Äußerungen Thilo Sarrazins kaum etwas mitbekommen, sagte „Data 4u“-Geschäftsführer Umut Karakas. „Aufgrund wichtiger innenpolitsicher Ereignisse fand die Sarrazin-Debatte in den türkischen Medien kaum statt.“ Erst als eine Partei in der Türkei das Thema aufgriff, sei Sarrazins Bekanntheitsgrad unter Türken gestiegen.
Deutsche Sender sollen mehr auf die Türken zugehen
„Data 4u“-Mitgeschäftsführer Joachim Schulte kritisierte die deutschen Medien, nicht stärker auf die Türken in Deutschland einzugehen. Ein „Alibi-Programm“ spräche diese nicht an. „Ein türkischer Kommissar reicht nicht aus.“ Der Einfluß deutscher Medien auf die türkischen Einwanderer werde überschätzt. Viele Türken würden daher von den Erfolgen ihrer Landsleute in Deutschland kaum etwas erfahren.
Die Forscher wiesen in ihrer Untersuchung zudem darauf hin, daß die Ablehnung deutscher Medien kulturell bedingt sei. Selbst Türken, die die deutsche Sprache gut beherrschen, schauen fast ausschließlich türkisches Fernsehen. Die Beliebtheit von Super RTL begründen sie mit dem geringen Anteil von Kindersendungen im türkischen Fernsehen. (FA)