BERLIN. Der Petitionsausschuß des Bundestages hat die Forderung, die deutsche Sprache in das Grundgesetz aufzunehmen, mehrheitlich abgelehnt. Rund 75.000 Bürger hatten in einer Eingabe um einen entsprechenden Gesetzesentwurf gebeten. Der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache (VDS), Walter Krämer, begründete die von ihm verantwortete Petition mit dem „dramatischen Bedeutungsschwund und Ansehensverlust der deutschen Sprache“.
Mit der Aufnahme in das Grundgesetz würde die deutsche Sprache nicht nur als das „wichtigste Verständigungsmittel“, sondern auch ihre „besonderen Aufgaben innerhalb unserer Gemeinschaft“ anerkannt. Wie Krämer hervorhob, hätten bereits 17 von 27 Staaten der Europäischen Union ihre Landessprache als kulturellen Ausdruck in der Verfassung festgeschrieben.
Deutsch als „ein Signal der Abschottung“
Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch dagegen will mit einer Gegenpetition den Status Quo beibehalten. Deutsch als Amtssprache sei bereits verwaltungsrechtlich geregelt. Außerdem stehe die „herausgehobene Stellung der deutschen Sprache“ außer Frage. Ein Zusatz im Grundgesetz hätte lediglich Symbolcharakter und sei „ein Signal der Abschottung“ gegenüber dem Ausland und den hier lebenden Einwanderern, begründete er seine Haltung, die mit 3.000 Mitzeichnern deutlich weniger Unterstützer gefunden hatte.
Die Mitglieder des Petitionsausschusses schlossen sich dennoch mehrheitlich der Meinung Stefanowitsches an. Der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic, wies auf den bereits vorhandenen rechtlichen Status der Landessprache hin. Dies müsse aus seiner Sicht reichen. Die SPD-Abgeordnete Sonja Steffen sorgte sich um mögliche Konsequenzen für Minderheiten wie Dänen und Sorben. Auch sei es mitnichten so, daß sich Einwandererfamilien weigern würden, die deutsche Sprache zu lernen.
Die Linkspartei-Politikerin Agnes Alpers sprach sich für einen Sprachwandel unter dem Zeichen des Multikulturalismus aus. Sprachkultur werde von allen Menschen einer Gesellschaft entwickelt und Deutschland sei eine multikulturelle Gesellschaft. Gerade Jugendliche, die zweisprachig aufgewachsen seien, hätten einen hohen Bildungsstand und wären gut integriert, sagte Alpers. Die Unionsparteien wollten sich nicht klar positionieren. (FA)