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Fernsehen: „Ich war schon immer Ägypter“

Fernsehen: „Ich war schon immer Ägypter“

Fernsehen: „Ich war schon immer Ägypter“

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Fernsehen
 

„Ich war schon immer Ägypter“

Bernd Stromberg, der „schrecklichste Chef der Welt“ ist zurück und startet heute auf Pro7 in die mittlerweile fünfte Staffel. Den Zuschauer erwartet wieder ein politisch-inkorrektes Feuerwerk.
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Szene aus der neuen Stromberg-Staffel: „Das beliebteste Arschloch der Republik“ ist wieder zurück Foto: Pro7

„Karriere ist kein Plattenbau. Karriere ist ’ne Pyramide – und da ist ganz oben nur noch Platz für einen. Deswegen haben die Ägypter auch zig Jahrtausende durchgehalten und die Ossis nur vierzig Jahre. Die allermeisten Leute sind aber eben mentale Ossis, nur ich war geistig immer schon Ägypter.“

So etwas kann im deutschen Fernsehen eigentlich nur einer sagen: Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst). Der „schrecklichste Chef der Welt“ ist zurück und startet heute auf Pro7 in die mittlerweile fünfte Staffel. Den Zuschauer erwartet, wie in den ersten vier Staffeln, ein politisch-inkorrektes Feuerwerk in der wirklich alles, was den Gutmenschen hierzulande heilig ist, sein Fett wegbekommt.

Ausländer, allzumal Moslems, Frauen, Homosexuelle und Behinderte. Kein Thema ist vor dem Ressortleiter der Abteilung Schadensregulierung in der fiktiven Capitol-Versicherung sicher. Schon wenn Stromberg zum Vorstellungsgespräch mit einem marokkanischen Bewerber bittet, ist klar: Das kann nicht gut ausgehen.

Erste Frage: „Haben Sie denn vor, künftig mit dem Flugzeug ins Büro zu kommen?“ Und so geht es weiter. Am Ende des Gesprächs meint er dann zum Bewerber, er könne ja immerhin „Weihnachten durcharbeiten“. Während der völlig verdattert die Szene verläßt, ist dem Protagonisten bereits klar, „der kommt mir hier nicht ins Haus“.

Exklusive Vorführung mit Bionade-Publikum

Damit trifft die Serie offenbar den Geschmack des Publikums. Das kann sich im Berliner Kino-Colosseum, in dem Mitte Oktober exklusiv die ersten vier Folgen der neuen Staffel gezeigt wurden, vor Lachen kaum noch in den Kinosesseln halten. 15 Euro haben die Zuschauer für die knapp zweistündige Vorstellung bezahlt.

Gekommen sind vor allem junge Leute und Studenten der „Generation Bionade“, die für politisch inkorrekte Anwandlungen eigentlich nicht bekannt ist. Dennoch erfüllt Stromberg offenbar ihre Sehnsucht nach Humor, der keine Rücksicht auf schnell beleidigte Minder- oder Mehrheiten nimmt. Jeder müßte im richtigen Leben wohl seinen Hut nehmen, wenn er spitzfindig bemerkt:

„Frauen im Betrieb sind wie Krebs. Mit einer Zelle fängt es an, dann breitet es sich aus … im positiven Sinne.“ Stromberg macht das, was wir uns nicht mehr trauen. Er ist gemein, schonungslos ehrlich, politisch inkorrekt und manchmal einfach nur zum Fremdschämen. Aber, „jede Wahrheit braucht eben einen Mutigen, der sie ausspricht“. Und wenn es in der Wirklichkeit niemand mehr macht, sucht sich der Deutsche eben einen fiktiven Charakter, von dem doch ein wenig in uns allen zu finden ist. Du bist Deutschland? Dann bist du auch Stromberg!

Parodie auf gängige TV-Dokumentationsformate

Einfach genial ist auch das Serienkonzept. In Form einer fiktiven Langzeitdokumentation begleitet ein Kamerateam den Protagonisten und seine nicht weniger schillernden Kollegen in ihrem Arbeitsalltag und karikiert so die gängigen Dokumentationsformate. Zudem kommen die Figuren in isolierten Interviews zu Wort und kommentieren das Geschehene schonungslos und ehrlich aus ihrer Sicht.

Abgeschaut haben sich die Macher das bei der britischen Serie „The Office“. Die allerdings nach wenigen Folgen 2003 abgesetzt wurde. Auch Stromberg kämpfte zu Beginn mit miserablen Quoten. Schon nach der ersten Staffel überlegte Pro7, die Serie abzusetzen. Die kleine, aber engagierte Fangemeinde startete darauf eine Internet-Petition und bewegte die Verantwortlichen, an der Sendung festzuhalten. Seitdem steigt das Zuschauerinteresse. Über 17 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49jährigen erreichte Stromberg in der vierten Staffel durchschnittlich. Zahlen, von denen andere Serien oftmals nur träumen können.

„Das beliebteste Arschloch der Republik“

Dieses Auf und Ab muß auch Bernd Stromberg im Laufe der Serienhandlung durchmachen. Nach einem kurzen Aufstieg in der Schadensregulierung wird er ins Archiv degradiert, kann durch eine seiner berüchtigten bauernschlauen Intrigen wieder aufsteigen und wird in der vierten Staffel in das fiktive Provinzkaff „Finsdorf“ abgeschoben.

Auch hier gelingt ihm erneut ein triumphaler Aufstieg, der das personifizierte Ekel schließlich unerwartet in eine Führungsposition spült, die er sofort für Vetternwirtschaft und andere Dusseligkeiten ausnutzt. Auch im Privatleben des „beliebtesten Arschlochs der Republik“, wie der stellvertretende Pro7-Geschäftsführer Christoph Körfer Stromberg nennt, ist einiges los. Er droht nämlich Vater zu werden.

Obwohl der Protagonist eigentlich ein tragischer und unsicherer Held ist und ähnlich wie die Figur des Alfred Tetzlaff („Ekel Alfred“) in der 1970er-Jahre-Serie „Ein Herz und eine Seele“ die konservative und politisch inkorrekte Hauptfigur der Lächerlichkeit preisgeben soll, stellen sich bei den meisten Zuschauern Solidarisierungseffekte mit Stromberg ein, der um keinen frechen Spruch und absurden Vergleich verlegen ist.

Einer unwilligen Untergebenen droht er bei Arbeitsverweigerung ungeniert: „Ich kann Sie so lange sexuell belästigen, bis sie es machen“, und auf seine Liebschaft am Arbeitsplatz angesprochen bemerkt er: „Büro ist wie Familie. Inzucht gibt es nur auf Wunsch.“ Im echten Leben eine Geschmacklosigkeit mit Kündigungsgarantie, bei Stromberg einfach nur brüllend komisch. Wem das nicht paßt oder wer sich davon beleidigt und diskriminiert fühlt, dem gibt er zu verstehen: „Humor ist wie Demokratie … und gegen Demokratie wird ja niemand etwas haben.“ Oder?

JF 45/11

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Stromberg. Die fünfte Staffel der Kultserie läuft ab 8. November immer dienstags jeweils um 22.10 Uhr auf Prosieben.

www.capitol-versicherung.com

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