BERLIN. Die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ sorgt weiter für Streit. Nach dem Austritt der tschechische Historikerin Kristina Kaiserová aus dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung, hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) einen Neuanfang in der Arbeit des Vertriebenenzentrums gefordert.
Schließlich solle es „um historische Wahrheit und um Versöhnung“ gehen, sagte Thierse der Berliner Zeitung. Dafür müsse sichergestellt werden, daß die Stiftung nicht zum verlängerten Arm des Bundes der Vertriebenen werde. „Jetzt müssen rasch unabhängige Wissenschaftler neu berufen werden, die sich historisch fundiert und kritisch mit der Geschichte von Flucht, Zwangsmigration und Vertreibung auseinandersetzen.“
Thierses Kritik „unverständlich“
Der Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig (CDU), der für den Bundestag in der Stiftung sitzt, hat die Kritik Thierses als „unverständlich“ zurückgewiesen: „Der Vorwurf der einseitigen Politisierung trifft nicht zu.“
Die Publizistin Helga Hirsch, die ebenfalls ihre Mitarbeit aufgekündigt hat, legte Stiftungsdirektor Manfred Kittel inzwischen den Rücktritt nahe. Kittel habe sich „im parteipolitischen Gehedder“ nicht behaupten können. „Solange eine Leitung nicht imstande ist, politischen Gegenwind auszuhalten, … solange wird dieses Projekt nicht von der Stelle kommen“, sagte Hirsch im Deutschlandradio. „Die Stiftung zerbröckelt augenblicklich.“ Inzwischen sind drei der neun Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates ausgetreten.(FA)
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