BERLIN. Linksextremisten haben im Internet dazu aufgerufen, Deutschlandfahnen zu stehlen. Auf der Internetseite „Indymedia“ wird unter der Überschrift „D-Land ist zum Kotzen – Deutschlandfahnen auch“ dazu aufgefordert, sich in Berlin an der Aktion „Fang die Fahne“ zu beteiligen.
„Die militanten Gruppen (MGs) dürfen natürlich auch mitmachen, also bevor das Auto brennt, noch schnell Fahne abreißen, um die Punkte zu sichern“, heißt es in Anspielung auf die aktuelle Serie von Brandanschlägen auf Autos. Den Teilnehmern an dem „Wettbewerb“ werden Preise versprochen, die Anfang Juli auf einer Feier im linksextremen Szenetreff Bethanien in Berlin-Kreuzberg vergeben werden sollen.
Neben Deutschlandfahnen sollen auch abgelieferte EU- und Nato-Fahnen in die Wertung mit einfließen. Kleine Fahnen bringen zwei, große drei Punkte. Für Reichkriegsflaggen und NPD-Fahnen gibt es sogar fünf. Es reiche allerdings auch, wenn man nur den goldenen Streifen einer Fahne abgebe und so aus der Deutschlandfahne eine Antifa-Flagge in den Farben Schwarz (Anarchie) und Rot (Kommunismus) mache.
Linke Politiker äußern Unmut über Schwarz-Rot-Goldene Begeisterung
Der Aufruf endet mit „Scheiß-EM! Scheiß-Nationalfahnen! Scheiß-Deutschland! Dieses war der erste Streich – Olympia folgt sogleich!“ In Kommentaren auf den Beitrag wird auch zum Flaggeneinsammeln in anderen Städten, zum Beispiel Dresden, aufgerufen.
Bereits während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 hatten Linksextremisten Jagd auf schwarzrotgoldene Fahnen gemacht und zahlreiche Flaggen verbrannt. Auch die sächsische PDS-Landtagsabgeordneten Julia Bonk hatte unter dem Motto „Nein zum Deutschlandhype“ zum „Einsammeln“ von Deutschlandfahnen aufgerufen.
Auch aktuell haben verschiedene linke Politiker anläßlich der Europameisterschaft ihren Unmut über die schwarzrotgoldene Begeisterung der Deutschen kundgetan. Vergangene Woche bekannte Claudia Jobst von der sächsischen Linkspartei, sie finde Patriotismus „zum Kotzen“.
Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele schrieb in einem Essay für den Berliner Tagesspiegel am Wochenende, daß dieser „Kult“ bei ihm „ungute Gefühle“ und „Bauchschmerzen“ auslöse. „Nationale Töne, nationale Begeisterung empfinde ich bei uns noch lange nicht als normal.“ Der Schlachtruf „Deutschland, Deutschland“ komme ihm jedenfalls nicht über die Lippen, so Ströbele.