KIEW/WASHINGTON/MOSKAU. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer Videobotschaft einen von US-Präsident Donald Trump ins Gespräch gebrachten Gebietstausch mit Rußland kategorisch zurückgewiesen. „Die Ukrainer werden dem Besatzer ihr Land nicht geben“, erklärte er. Frieden könne es nicht auf Kosten ukrainischer Gebiete geben.
Selenskyj betonte, alle Entscheidungen ohne Beteiligung der Ukraine seien „tote Entscheidungen“ und würden niemals funktionieren. Die Ukraine sei zu Frieden bereit, aber nicht zu den Bedingungen Moskaus oder Washingtons. Unterstützung erhielt er von seinem Vorgänger Petro Poroschenko, der warnte, ein Frieden auf Grundlage territorialer Zugeständnisse würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Selenskyj verwies zudem auf die Verfassung, in der die Unteilbarkeit des Landes festgeschrieben ist.
Hintergrund ist ein geplantes Gipfeltreffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 15. August im US-Bundesstaat Alaska – das erste persönliche Gespräch eines amtierenden US-Präsidenten mit Putin seit 2021. Die Ankündigung erfolgte am Freitag über Trumps Plattform Truth Social. Kremlberater Juri Uschakow lud Trump zudem zu einem Gegenbesuch nach Rußland ein. Wenige Tage zuvor hatte US-Sondergesandter Steve Witkoff bereits Gespräche mit Putin in Moskau geführt.
Selenskyj will nur „echten Frieden“
Brisanz erhält der Gipfel durch Trumps jüngste Aussagen zu einem möglichen „Gebietstausch“. „Wir werden einiges zurückbekommen, wir werden einiges tauschen – es wird einen Gebietstausch zum Vorteil beider Seiten geben“, sagte er. Einzelheiten ließ er offen. Medienberichten zufolge hatten die USA in der Vergangenheit erwogen, die Krim als russisches Territorium anzuerkennen und Moskau weitere besetzte Gebiete zuzugestehen, während Kiew andere Regionen zurückerhalten solle.
Eine Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie zeigt, daß mehr als die Hälfte der Ukrainer strikt gegen jede Gebietsabtretung ist. Dennoch ist die Zahl derjenigen, die Zugeständnisse für denkbar halten, von 10 Prozent im Jahr 2023 auf inzwischen 38 Prozent gestiegen. Selenskyj bekräftigte, er sei gesprächsbereit – aber nur für einen „echten und vor allem dauerhaften Frieden“. (rr)